KPMG hat in einer detaillierten, sequenziellen Betrachtung den traditionellen Patientenpfad analysiert und einem digitalisierten Patientenpfad gegenübergestellt; dieser setzt auf die konsequente Nutzung der heutigen technologischen Möglichkeiten wie Wearables, Smartphone und Elektronisches Patientendossier (EPD).
Dabei wird angenommen, dass ein Kranker typischerweise 5 Stationen durchläuft:
- Besuch beim Hausarzt
- Konsultation des Spezialisten
- Aufenthalt im Spital
- Rehabilitation
- Abschliessender Check beim Hausarzt
Der traditionelle Pfad ist geprägt von physischen Kontakten zwischen dem Patienten und den medizinischen Betreuungspersonen, von telefonischen Terminvereinbarungen und dem Austausch von medizinischen Verlaufsdokumenten per Fax oder Post.
Beim digitalen Pfad sind es die Gesundheits-Apps auf dem Handy, die die Vitalfunktionen laufend überwachen und den Arzt avisieren, wenn „etwas nicht stimmt“. Vor allem entfällt aber der zeitraubende Austausch zwischen den Gesundheitsfachpersonen, da alle Informationen im EPD abgespeichert und für alle Berechtigten abrufbar sind.
KPMG geht davon aus, dass bei einer Person, welche den ganzen Patientenpfad durchläuft, rund 87 Minuten eingespart werden können. Und dies ausschliesslich beim medizinischen Betreuungsaufwand (Patientenaufnahme, Terminvereinbarungen). Das Sparpotenzial pro Fall liegt bei CHF 59. Diese Schätzung ist äusserst konservativ: Zur Kalkulation des Einsparpotenzials wird angenommen, dass die chronisch Kranken alle fünf Stationen durchlaufen, während die restlichen Patienten nur eine Station im Patientenpfad in Anspruch nehmen. Werden die Potenziale entsprechend gewichtet, resultiert ein jährliches Einsparpotenzial von CHF 296 Mio. Da im vorliegenden Beispiel nur spitalambulante Behandlungen und keine sonstigen ambulanten Arzt- oder Spezialistenbehandlungen einkalkuliert werden konnten, ist diese Schätzung mit Vorsicht zu betrachten. Das ausgewiesene Einsparpotenzial ist jedoch durchaus realisierbar – insbesondere, wenn folgende Änderungen im System erfolgreich implementiert werden können:
- eine einheitliche Finanzierung von ambulant und stationär,
- tarifarische Änderungen (mehr ambulante Pauschalen),
- eine stärkere Verbreitung von alternativen Versicherungsmodellen mit Capitation, und
- transparente Qualität.
Gelingt dies, so lässt sich mit der Digitalisierung ein noch weit grösseres als das von KPMG berechnete Einsparungspotenzial realisieren.