März 2024 | Persönliche Einblicke

Thomas Gaber ist seit 2020 Partner bei KPMG im Bereich Financial Risk Management und als Lektor sowie Vortragender an verschiedenen Universitäten, Aus- und Weiterbildungseinrichtungen tätig. Seine ersten Lehreinheiten durfte er bereits als studentischer Mitarbeiter in Graz absolvieren. Was ihn als Lektor motiviert, was das Unterrichten für ihn bedeutet und welche Herausforderungen es mit sich bringt, erzählt er uns im Interview.

  

Warum ist die Weitergabe von Wissen in der Erwachsenenbildung wichtig?

Gut ausgebildete Mitarbeiter:innen werden immer unverzichtbarer. Sie sind das bei Weitem wichtigste Kapital unseres Unternehmens und müssen stets auf dem neuesten Stand sein. Laufende Weiterbildung ist ein wichtiger Faktor, um uns von anderen abzuheben und als Thought Leader in unserem Bereich zu gelten. 

Wie kamst du zum Unterrichten?

Meine ersten Erfahrungen im Bereich der Wissensvermittlung sammelte ich bereits während meines Studiums als Studienassistenz am Institut für Unternehmensrechnung und Controlling der Uni Graz. Diese Erfahrungen haben mir gezeigt, dass das Lehren nicht nur anderen, sondern auch mir selbst einen unglaublich großen Mehrwert bringen kann. Wer lehrt, der lernt – das ist mein Credo. Und diese Philosophie begleitet mich bis heute.

Thomas Gaber bei einem Event für Banken

Thomas Gaber bei einem KPMG Event für Banken

Du durftest bereits sehr früh interne Schulungen bei KPMG abhalten. Wie kam das?

Nach dem Abschluss meines Doktoratsstudiums in Graz im Jahr 2013 begann ich meine Karriere bei KPMG. Mein damaliger Manager ermutigte mich in meiner ersten Woche, bei einem achtstündigen Ganztageskurs zur IFRS-Bilanzierung von Finanzinstrumenten teilzunehmen, der eigentlich für Manager:innen und Partner:innen gedacht war. Ich war ganz verwundert, als ich im selben Atemzug erfahren habe, dass ich bereits im Folgemonat diesen Kurs selbständig leiten soll. Gleichzeitig war es für mich eine große Ehre. 

Welche Methoden oder Ansätze nutzt du, um Wissen effektiv zu vermitteln?

Mein Zugang zur Wissensvermittlung ist eher von traditionellen Lehrmethoden geprägt. Allerdings bevorzuge ich es, wo immer es geht, War Stories, also persönliche Anekdoten aus aktuellen Projekten, einzubringen und die Interaktivität der Teilnehmer:innen zu fördern. Durch Diskussionsrunden und die aktive Einbindung der Teilnehmenden werden die Inhalte greifbar und nachhaltig vermittelt. Wenn es mir mit meiner Emotion gelingt, Personen für ein Thema zu begeistern, ist das für mich ein großer Erfolg. Denn die Vermittlung von Wissen und die Motivation zur Weiterentwicklung sind entscheidend für den eigenen Weg. Erst wenn man es schafft, jemand anderem ein Thema verständlich zu erklären, hat man es selbst wirklich begriffen.

Fiel es dir schon immer leicht, vor großen Gruppen zu sprechen oder gab es einen Schlüsselmoment?

Nach der Präsentation meiner Bachelorarbeit habe ich meine Angst vor dem Sprechen vor großem Publikum überwunden – da ist mir der Knopf aufgegangen. Bis zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich immer etwas unwohl, wenn ich vor einer größeren Gruppe präsentieren musste. Ich hatte mich aber so tief in das spezifische Thema meiner Bachelorarbeit eingearbeitet, dass ich das Gefühl hatte, alles darüber zu wissen. Das hat mir die Angst genommen. Wenn man sich in seinem Feld gut auskennt, kann einen nichts verunsichern.

Thomas Gaber - Auszeichnung „imh Speaker & Trainer of the Year“

Thomas Gaber (links) mit imh Eigentümer und Geschäftsführer Manfred Hämmerle bei der Auszeichnung „imh Speaker & Trainer of the Year“ (©Fotostudio NEXT / imh)

Du hast die Auszeichnung „imh Speaker & Trainer of the Year“ erhalten. Was bedeutet dir diese Auszeichnung und wie fühlt es sich an, bereits zum zweiten Mal ausgezeichnet worden zu sein?

Die erneute Auszeichnung als imh Trainer des Jahres erfüllt mich mit Freude und stellt eine wertvolle Anerkennung dar. Sie ist ein schönes Feedback für meine Arbeit als Vortragender, Speaker und Lektor und motiviert mich dazu, weiterzumachen – es zeigt mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Welche Herausforderungen und Trends siehst du bei der Aus- und Weiterbildung, insbesondere vor dem Hintergrund technologischer Entwicklungen?

Es ist jedenfalls ein Trend zu erkennen, dass die allgemeine Aufmerksamkeitsspanne der Teilnehmer:innen sehr kurz geworden ist. Weiters sehe ich auch die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz als großes Potenzial, um als Unterstützung bei der Wissensvermittlung zu fungieren. Hinsichtlich meiner Rolle als Vortragender mache ich mir jedoch keine Sorgen, da die zuvor angesprochenen War Stories sowie die Emotionen, die man in den Unterricht einbringen kann, von keiner KI reproduziert werden können.