Die Digitalisierung hat die nächste Evolutionsstufe des Geldes eingeläutet. Neben den bekannten Geldformen wie beispielsweise Bargeld oder Giralgeld entsteht nun eine neue Form: digitales Geld. Es wird ein Ökosystem verschiedener (regulierter) Geldformen entstehen, für das jetzt die technischen und regulatorischen Grundlagen geschaffen werden. Diese Entwicklung eröffnet Banken, regulierten Instituten und Fintechs neue Chancen, sie bringt aber auch zahlreiche Herausforderungen mit sich, die identifiziert, analysiert und angegangen werden sollten.
Der digitale Euro
Die Europäische Zentralbank (EZB) arbeitet mit den nationalen Zentralbanken des Euroraums zusammen, um die mögliche Ausgabe eines digitalen Euro zu prüfen. Diese digitale europäische Währung wäre ein elektronisches Äquivalent zum Bargeld. Seit November 2023 befindet sich das Projekt der EZB in der Vorbereitungsphase, deren Ziel es ist, die Grundlagen für den digitalen Euro zu schaffen. Dazu gehören die Fertigstellung des Regelwerks für die neuartige Geldform und die Auswahl von Anbietern, die eine digitale Euro-Plattform und -Infrastruktur entwickeln könnten. Außerdem werden Tests und Experimente durchgeführt, um einen digitalen Euro zu entwickeln, der sowohl den Anforderungen des Eurosystems - das sind die EZB und die nationalen Zentralbanken der Länder, die den Euro als Währung eingeführt haben - als auch den Bedürfnissen der Nutzenden gerecht wird.
Parallel dazu hat die Europäische Kommission den Legislativprozess im Juni 2023 angestoßen sowie den Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einführung des digitalen Euro veröffentlicht. Damit werden die technischen und regulatorischen Grundlagen für die neuartige Geldform gelegt, die sich - je nach Ausgestaltung - massiv auf das Geschäft der Finanzmarktakteure auswirken können.
Der Stablecoin und die Markets in Crypto Assets Regulation (MiCAR)
Stablecoins sind Kryptowerte, die an Vermögenswerte wie Gold, offizielle Währungen oder mehrere Assets gebunden sind. Der Einsatz von Stablecoins wird über die Markets in Crypto-assets Regulation (MiCAR) reguliert. Von der MICAR sind auch verschiedene Token auf Basis einer Blockchain erfasst, also Vermögenswerte - außer tokenisierte Wertpapiere -, die auf einem Blockchain-basierten Markt handelbar sind. Daneben reguliert die MiCAR auch die Emittenten selbst sowie Kryptowerte-Dienstleister (englisch: Crypto Asset Service Provider, kurz CASP), die beispielsweise den Handel von Token gegen Euro oder die Verwahrung gewährleisten sollen. Damit schafft die MiCAR einen sicheren Rechtsrahmen für alle Arten von Transaktionen mit Kryptowerten für fast 450 Millionen EU-Bürgerinnen und -Bürger.
Neue Nutzungsmöglichkeiten für Stablecoins
Der Hauptanwendungsfall von Stablecoins lag bisher im Bereich des Kryptohandels und der DeFi-Protokolle, wo sie Händlern einen stabilen Vermögenswert zur Abschwächung der Marktvolatilität bieten. Decentralised Finance (DeFi) beschreibt dabei autonome, codebasierte Protokolle, die Finanzdienstleistungen erbringen, ohne dass eine juristisch greifbare Entität, also ein Unternehmen, Verantwortung übernehmen oder Kontrolle ausüben kann.
Die MiCAR und die durch sie entstehende Rechtssicherheit bei der Verwendung von Stablecoins eröffnen zahlreichen Akteuren im Markt neue Möglichkeiten. Insbesondere die Industrie sucht nach Optionen, ihre digitalen Prozesse mit angepassten Zahlungsinstrumenten weiter zu automatisieren und zu vereinfachen. Stablecoins könnten für Mikrozahlungen, programmierbare Zahlungen, nahtlose Transaktionen zwischen Maschinen (M2M Payments) und zahlreiche weitere neue Geschäftsmodelle, wie zum Beispiel Pay per Use, verwendet werden. Davon profitieren am Ende nicht nur Unternehmen. Auch die öffentliche Verwaltung könnte die Funktion der Programmierbarkeit für gezielte Zahlungen beispielsweise von Sozialleistungen nutzen.
Banken und andere Akteure der Finanzbranche haben künftig die Möglichkeit, in einem vertrauenswürdigen Rahmen bestehende Stablecoins anzubieten oder eigene Stablecoins auszugeben.
Wholesale Settlements auf Basis der Distributed Ledger Technology (DLT)
Das Eurosystem plant Versuche, mit der Erforschung neuer Technologien die Abwicklung von Zentralbankgeld in sogenannte Wholesale Settlements vorzunehmen und hat Finanzmarktakteure aufgefordert, ihr Interesse an dieser Entwicklung zu bekunden. Wholesale Settlements ist der Prozess der Abwicklung von Großtransaktionen zwischen Banken oder anderen Finanzinstituten. Die Zentralbanken stellen in der Regel die Infrastruktur und die Systeme bereit, die für die Abwicklung von Wholesale Settlements erforderlich sind, und überwachen den Prozess, um sicherzustellen, dass alle Transaktionen korrekt abgewickelt werden.
Bei den Versuchen für die Abwicklung von Zentralbankgeld handelt es sich um Experimente mit Scheinabrechnungen. Sie werden mit drei Lösungen des Eurosystems durchgeführt, mit denen Finanztransaktionen für Großkunden im Echtzeit-Bruttoabwicklungsprogramm T2 vorgenommen werden können. Voraussetzung: Sie müssen auf Plattformen mit Distributed Ledger Technology aufgezeichnet werden.
Für die Teilnahme an den Versuchen können sich Interessierte bis Mai 2024 bewerben. Die Testphase wird bis November 2024 laufen.
Geschäftsbanktoken: Die Antwort aus der Privatwirtschaft
Auch das Giralgeld geht den Schritt in die digitale Welt. Mithilfe der Blockchain-Technologie soll die tokenisierte Form des Giralgelds für Kundinnen und Kunden der Banken nutzbringend sein. Die Anwendungsfälle sind ähnlich wie bei den regulierten Stablecoins - von Pay-per-Use-Modellen über programmierbare Zahlungen mithilfe von Smart Contract.
Unsere Leistungen
Wir beraten Sie zu Geschäftsmodellen und regulatorischen Rahmenbedingungen im Ökosystem des digitalen Geldes und unterstützen Sie dabei, eine strategische Marktposition zu entwickeln, die auf ihre Ziele abgestimmt ist. Unsere Expertinnen und Experten liefern praktische Lösungen von der Einführung ins Thema bis zur Ausarbeitung des konkreten Handlungsbedarfs und der Umsetzung. So können Sie das volle Potenzial des digitalen Geldes ausschöpfen und gleichzeitig die Risiken minimieren.
Ganz gleich, ob Sie ein traditionelles Finanzinstitut sind, das neue Möglichkeiten für digitale Währungen erkunden möchte, oder als neuer Akteur in diesen sich schnell entwickelnden Markt einsteigen wollen - unser Team bietet Ihnen eine auf Ihre Bedürfnisse abgestimmte Beratung.
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Anne-Sophie Gogl
Managerin, Financial Services
KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
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