Bis zu einem nachhaltigen Krankenhauswesen ist es noch ein weiter Weg

Ist ein klimaneutraler Gesundheitssektor realistisch und wenn ja bis wann? Wie stark ist Nachhaltigkeit schon in den Führungsetagen und Strategien verankert? Und wie ist der öffentliche Sektor in Sachen Nachhaltigkeit aufgestellt? Um das herauszufinden, haben wir Führungskräfte der beiden Branchen befragt. 

Die Ergebnisse haben wir im Bericht „Wo stehen Krankenhäuser auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit?“ zusammengefasst, den Sie hier herunterladen können. 

Die Unternehmen der befragten Führungskräfte wurden in drei Bereiche eingeteilt, deren Anteile an der Befragung sich wie folgt zusammensetzen:

• Krankenhauswesen: 52 Prozent
• Gesundheitswesen (Krankenversicherung und sonstige Einrichtungen des Gesundheitswesens): 20 Prozent
• Öffentlicher Sektor (Energieversorger, Wasser- und Abwasserbetriebe, Verkehrswesen, öffentliche Verwaltung): 28 Prozent

Aufgrund der Beteilung von insgesamt 72 Prozent liegt der Fokus dieses Berichts auf der Gesundheitswirtschaft und insbesondere auf dem Krankenhauswesen. 

Der überwiegende Teil der Krankenhausführungskräfte (69 Prozent) sieht das Ziel eines klimaneutralen Gesundheitssektors bis zum Jahr 2030 für ihr Haus als wenig realistisch an. 15 Prozent der Befragten gehen sogar davon aus, dass ihr Unternehmen niemals die Klimaneutralität erreicht.

Dabei ist das Bewusstsein für die Relevanz von Nachhaltigkeit durchaus vorhanden: 63 Prozent der Krankenhausführungskräfte sehen Nachhaltigkeit für die Zukunft ihres Krankenhauses als bedeutend an. 48 Prozent gehen davon aus, dass Krankenhäuser, die Nachhaltigkeitskonzepte und -maßnahmen umsetzen, dadurch einen Wettbewerbsvorteil haben. 

Allerdings geben immerhin 37 Prozent der befragten Führungskräfte an, dass ihnen noch unverständlich sei, was Nachhaltigkeit für ihr Unternehmen bedeutet, und dass für sie das Thema noch nicht wirklich greifbar sei.

Demzufolge fehlt aktuell in vielen Krankenhäusern auch eine Nachhaltigkeitsstrategie. Lediglich 30 Prozent der Befragten bestätigten, dass ihr Unternehmen bereits über eine klar definierte Nachhaltigkeitsstrategie verfügt, und nur 33 Prozent räumen bislang Nachhaltigkeitsthemen einen hohen Stellenwert bei strategischen Unternehmensentscheidungen ein. 

Als größte Herausforderungen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit sehen die Befragten zu  

• 89 Prozent die Herausforderung im Bereich Personal mit den Aspekten Chancengleichheit und Lohngerechtigkeit, 
• 78 Prozent den Klimawandel mit der Notwendigkeit zur Reduktion der CO2- Emissionen 
• und 74 Prozent die Themen Verschmutzung, Abfall und Wertstoffe.

Weitestgehende Einigkeit besteht bei den erwarteten finanziellen Investitionen, die mit der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen einher gehen: 71 Prozent der Befragten sind sich sicher, dass mit Nachhaltigkeit ein hoher Investitionsbedarf verbunden ist bzw. sein wird. 

Informationsbedarf herrscht bei zwei Themen, die mit der Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten zusammenhängen: Fördermittel und die EU-Taxonomie. Lediglich 18 Prozent der Befragten bezeichnen sich als gut informiert, wenn es um Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten für Nachhaltigkeitsmaßnahmen geht, und nur 25 Prozent haben sich bereits über die Anforderungen der EU-Taxonomie informiert. Etwas besser sieht es bei der Nachhaltigkeitsberichterstattung aus: 52 Prozent der Befragten ist bewusst, dass die Berichtspflichten gemäß der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ihr Unternehmen betreffen.

Alle weiteren Ergebnisse, beispielsweise zu Zertifizierung, Nachhaltigkeitsbeauftragten und Strukturen zur Datenerhebung finden Sie in unserem Bericht, den Sie hier herunterladen können.

Unsere Expertinnen und Experten aus dem Gesundheitswesen haben außerdem Leitfragen und erste Handlungsempfehlungen für Sie zusammengestellt.  

Am Ende der Publikation gehen wir noch auf das Gesundheitssystem von Großbritannien ein, das mit dem „Greener NHS-Programm“ an seiner Klimaneutralität arbeitet und damit in Europa eine Vorreiterrolle einnimmt. Unsere Healthcare-Kollegen aus UK erläutern, was hinter dem Programm steckt und wie das ambitionierte Ziel erreicht werden soll.