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Chief Executive Officers (CEOs) bewegen sich zurzeit in einem unvorhersehbaren wirtschaftlichen Umfeld: Die Regulatorik nimmt zu und die Geopolitik ist ungewiss. Daher gehen die CEOs der Technologiebranche vorsichtig, aber optimistisch die Zukunftsplanung ihres Unternehmens an. Mit dem KPMG 2023 Global Technology CEO Outlook geben wir Einblicke und Perspektiven von 127 Tech-CEOs weltweit auf die geschäftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen der nächsten drei Jahre.

Die Macht von künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) verändert nahezu alle Bereiche des Lebens und hält zunehmend Einzug in die Gesellschaft und den Geschäftsalltag. Auch wenn es mehr Fragen als Antworten zu den Auswirkungen von generativer KI gibt, erkennen die CEOs der Tech-Branche die Macht und das Potenzial. Daher investieren sie in die Technologie und erforschen, wie sie am besten genutzt werden kann.

Eine überwältigende Mehrheit (84 Prozent)  - und damit mehr als der Durchschnitt anderer Branchen  - stimmt zu, dass Investitionen in generative KI oberste Priorität haben. Den größten Vorteil der Technologie sieht ein Fünftel der Befragten (21 Prozent) darin, dass sie damit die Rentabilität steigern können. Darüber hinaus geben 25 Prozent an, dass für sie an oberster Stelle steht, die Digitalisierung und Vernetzung zu fördern. So wollen sie in den nächsten drei Jahren wachsen. Dafür investieren 58 Prozent der CEOs mehr in neue Technologien.

Grafik: Die Perspektive von CEOS auf generative KI

Wie enthusiastisch CEOs der Technologiebranche bei KI sind, spiegelt sich im jüngsten globalen Tech-Report von KPMG wider: 38 Prozent der Tech-CEOs gaben an, dass sie von ihren Führungskräften bei aufkommenden Technologien unterstützt werden  - ein Anstieg um 28 Prozentpunkte gegenüber 2022. Allerdings gaben 55 Prozent der Unternehmen an, dass sich die Entwicklung der Automatisierung verzögert hat. Dies sei den Bedenken darüber geschuldet, wie KI-Systeme Entscheidungen treffen. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der befragten Tech-CEOs sind besorgt über ethische Herausforderungen, die mit generativer KI einhergehen, wie beispielsweise Plagiate, Datenschutz, Voreingenommenheit und mangelnde Transparenz.

Erwartungen an die Sicherheit

Mit zunehmender Aufmerksamkeit für KI wird es voraussichtlich notwendig sein, gründliche Richtlinien und Handlungsempfehlungen für alle Mitarbeitenden eines Unternehmens zu entwickeln. Diese sollten klar formuliert sein und vertrauensvoll angewendet werden können. Globale Tech-CEOs erwarten aber auch von den Regierungen, dass sie den Einsatz von KI regulieren, um Sicherheit für ihre Unternehmen zu schaffen. 

Obwohl sie generative KI begrüßen, sind die CEOs der Technologiebranche zudem besorgt darüber, dass KI riskant für die Cybersicherheit ist. Sie kann zwar bei der Erkennung von Cyberangriffen helfen, aber 79 Prozent denken, dass KI auch neue Strategien für Angreifer liefern könnte. Nur 53 Prozent der CEOs geben an, dass sie auf einen Cyberangriff vorbereitet sind, wobei fast die Hälfte (48 Prozent) zustimmt, dass sie sich aufgrund der zunehmenden Raffinesse von Cyberbedrohungen und -angriffen unvorbereitet fühlen.

Da weltweit immer mehr KI-Vorschriften entwickelt werden, sollten CEOs dafür sorgen, dass ihre Unternehmen verantwortungsbewusste, robuste KI-Rahmenwerke einführen. Diese sollten Schutz- und Governance-Maßnahmen beinhalten.

Wachstumsaussichten

Das Vertrauen der globalen Tech-CEOs in ihr Unternehmenswachstum ist zwischen 2022 und 2023 auf 79 Prozent gesunken. Das ist ein Rückgang um acht Prozentpunkte und bedeutet ein Dreijahresstief für die Branche. Damit ist ihr Vertrauen etwas höher als das der weltweiten CEOs, die mit 77 Prozent ebenfalls im Dreijahrestief liegen. Im Gegensatz dazu verzeichneten die Tech-CEOs beim Vertrauen in die Weltwirtschaft ein Drei-Jahres-Hoch mit 80 Prozent (verglichen mit 57 Prozent im Jahr 2021 und 65 Prozent im Jahr 2022). 83 Prozent vertrauen auch der Branche als Ganzes mehr  - ein Plus von einem Prozent gegenüber 2022.

Grafik: Vertrauen der CEOs der Technologiebranche in die Wachstumsaussichten, 2021-2023

Im vergangenen Jahr gab es eine deutliche Verschiebung bei den Prioritäten, die die Tech-CEOs für das Unternehmenswachstum setzen. Für ein Viertel steht die Förderung der Digitalisierung und Vernetzung an erster Stelle. Weitere Prioritäten sind, organisch zu wachsen (17 Prozent), das Kundenerlebnis zu verbessern (13 Prozent) sowie neue Technologien zu verstehen und zu implementieren (sechs Prozent)  - immer ausgehend von null Prozent im Jahr 2022.

Zurückhaltung bei Fusionen und Übernahmen

Die Begeisterung für Fusionen und Übernahmen ist nach wie vor groß, wenn auch angesichts der hohen Inflation und der schwachen Wirtschaft etwas gedämpft (87 Prozent gegenüber 90 Prozent im Jahr 2022). Im Technologiesektor sind solche Geschäfte von entscheidender Bedeutung. Viele CEOs warten aber darauf, dass sich die Zinssätze stabilisieren, bevor sie größere Schritte unternehmen.

Die Tech-CEOs sind besorgt über potenzielle Gefahren für ihr Unternehmenswachstum: Geopolitik und politische Unsicherheit (20 Prozent), aufkommende bzw. disruptive Technologien (16 Prozent) und Cybersicherheitsbedenken (14 Prozent). Das unterstreicht die Notwendigkeit, strategisch proaktiv vorzugehen, um diese Probleme bewältigen zu können.

Geteilte Meinung über Arbeitsformen

Die Einstellung der globalen Tech-CEOs zu der bevorzugten Arbeitsweise ist ambivalent: Einige halten unbeirrt an dem Zustand vor der Pandemie fest: 47 Prozent erwarten in drei Jahren eine vollständige Rückkehr zum Büro  - ein Anstieg um 14 Prozentpunkte gegenüber 2022. Andererseits sagen 44 Prozent, dass sie sich hybride Arbeitsformen vorstellen können (ein Rückgang gegenüber 50 Prozent im letzten Jahr). Interessanterweise geben 93 Prozent der Befragten an, dass sie Mitarbeitende, die ins Büro kommen, mit wohlwollenden Aufgaben, Gehaltserhöhungen oder Beförderungen belohnen werden.

Grafik: Ansichten der CEOs zur Rückkehr ins Büro

Wenn Unternehmen die Rückkehr ins Büro planen, sollten Führungskräfte langfristig das Wertversprechen an die Mitarbeitenden berücksichtigen. So können sie sicherstellen, dass sich ihre Mitarbeitenden unterstützt fühlen. Die Möglichkeit, in kostengünstigeren Gegenden, beispielsweise außerhalb des Silicon Valley oder anderer Großstädte, zu leben, kann Talente anziehen und binden sowie die Integration, Vielfalt und Gerechtigkeit im Unternehmen verbessern.

ESG ist und bleibt entscheidend

Weltweit erkennen die CEOs der Technologiebranche zunehmend, dass ESG ein unverzichtbarer Teil ihrer Unternehmensstrategie ist. 69 Prozent geben an, dass sie ESG vollständig für die Wertschöpfung in ihr Geschäft integriert haben; 24 Prozent glauben, dass ihre ESG-Strategie in den nächsten drei Jahren den größten Einfluss auf die Kundenbeziehungen haben wird.

Priorität legen sie aber auch auf Governance-Modelle und Transparenz-Protokolle, einschließlich der Best-Practice-Berichterstattung (34 Prozent). Fast genauso wichtig ist ihnen, ökologische Herausforderungen zu bewältigen, wie zum Beispiel klimaneutral zu werden (31 Prozent). Denn ihnen ist bewusst: Wenn sie die Erwartungen der Stakeholder nicht erfüllen, führt das zur erschwerten und verteuerten Kapitalbeschaffung sowie problematischen Personalbeschaffung. Die CEOs der Technologiebranche räumen ein, dass noch viel Arbeit vor ihnen liegt: 83 Prozent geben an, dass sie nicht darauf vorbereitet sind, der Prüfung durch die Stakeholder in Bezug auf ESG Stand zu halten.

Grafik: Die größten strategischen Auswirkungen von ESG

Kurzfristig erachten 31 Prozent der Befragten die Komplexität der Dekarbonisierung von Lieferketten als hinderlich dafür, die Klimaneutralität zu erreichen. Darüber hinaus ist sind Arbeit und die Investitionen des Technologiesektors in die Klimaneutralität durch die angeschlagene Wirtschaft gedämpft. Letztlich ist die Tech-Branche jedoch in der Lage, eine Vorreiterrolle zu übernehmen, wenn alle Unternehmen über ihre ESG-Verpflichtungen berichten.

Genau wie beim Thema Remote Work zu Pandemiezeiten wird der Sektor auch weiterhin eine Schlüsselrolle bei der Nachhaltigkeit spielen  - und damit letztlich dazu beitragen, dass Unternehmen in zahlreichen Bereichen widerstandsfähiger werden.

Wachstumschancen

Technologie

  • Setzen Sie generative KI so ein, dass sie ethisch vertretbar, für Ihr Unternehmen sinnvoll und an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden orientiert ist.

  • Halten Sie sich über Cyberangriffsstrategien auf dem Laufenden, damit Sie und Ihre Mitarbeitenden das Unternehmen keinem Risiko aussetzen.

  • Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, mit innovativen Ideen und Strategien zu experimentieren.


Talent

  • Denken Sie langfristig, wenn sich Mitarbeitende hybrides Arbeiten wünschen. So können Sie Talente fördern.

  • Geben Sie den Ton an. Die oberste Führungsebene sollte Integration, Vielfalt und Gerechtigkeit priorisieren, echte Ziele setzen, Initiativen finanzieren und das Management mit der Leitung von Programmen beauftragen, für die es klar verantwortlich ist.


ESG

  • Positionieren Sie Nachhaltigkeit als Motor für die Wertschöpfung im Unternehmenswachstum und nicht als zu kontrollierendes Risiko. Es eröffnen sich neue Möglichkeiten, wenn ESG im Rahmen des Wachstums diskutiert wird.

  • Bleiben Sie informiert über die sich ändernden ESG-Vorschriften, um die Beziehungen und den Ruf Ihres Unternehmens zu pflegen. Überlegen Sie zudem, wie Sie anderen dabei helfen können, über ihre eigenen ESG-Verpflichtungen zu berichten.

  • Konzentrieren Sie ESG-Investitionen auf Bereiche, die mit Ihren Werten und denen des Unternehmens übereinstimmen.