In der Automobilindustrie findet ein bedeutsamer Umbruch statt, der von neuen Antrieben, innovativen Geschäftsmodellen und veränderten Kundenerwartungen vorangetrieben wird. Dieser Wandel führt nicht nur zu einer wachsenden Vielfalt an Kaufoptionen für Verbraucherinnen und Verbraucher, sondern verlangt auch von Automobilherstellern intensive Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten: von Elektrofahrzeugen über Hybridtechnologien bis hin zu Wasserstoff-Brennstoffzellen und alternativen Kraftstoffen.

Automobil- und Technologiebranche nähern sich immer mehr an – ein Prozess, der geprägt ist von schnellen Innovationen und strategischen Entscheidungen, aber auch von den damit verbundenen hohen Risiken. Diese einschneidenden Veränderungen stellen die etablierten Akteure vor neue Anforderungen, denn sie schaffen Raum für neue Marktteilnehmer. Das macht es für Automobilunternehmen erforderlich, ihre Strategien an die sich wandelnden Gegebenheiten anzupassen, um erfolgreich am Markt agieren zu können. 

Zurückhaltende Bewertung der Marktaussichten

Für unsere diesjährige 24. Global Automotive Executive Survey (GAES) wurden mehr als 1.000 Führungskräfte der Automobilindustrie in 30 Ländern zu den aktuellen Veränderungen befragt. In einer Zeit, in der elektrische Antriebe und Technologien für autonomes Fahren sich zunehmend durchsetzen, und optimale Kundenerlebnisse immer wichtiger werden, eröffnen sich noch nie dagewesene Geschäftsmöglichkeiten. Doch trotz dieser Chancen bewerten Führungskräfte die Marktaussichten zurückhaltender als in früheren Jahren. Gründe dafür sind unter anderem die Unsicherheit, ob die Investitionen in die Elektromobilität sich langfristig auszahlen werden und mögliche Verschiebungen von Marktanteilen, die in der Branche zu erwarten sind.

Nur wenige Automobilunternehmen in Deutschland erwarten profitables Wachstum

Der aktuelle Global Automotive Executive Survey (GAES) zeigt, dass die Führungskräfte der Automobilindustrie weniger optimistisch sind, was das künftige profitable Wachstum angeht: Weltweit sind nur 34 Prozent zuversichtlich, dass die Gewinne in den nächsten fünf Jahren steigen werden. Im vergangenen Jahr waren es noch 41 Prozent. In Deutschland sind die Unternehmensentscheider:innen noch weitaus pessimistischer: Gerade mal 16  Prozent der Befragten gehen von einer Gewinnzunahme in den kommenden fünf Jahren aus.

Abgenommen haben die Sorgen hinsichtlich der Versorgungssicherheit mit Rohstoffen und Komponenten: nur 49 Prozent der weltweiten Führungskräfte haben noch Befürchtungen, dass die Versorgung mit Öl, Gas und anderen fossilen Brennstoffen, gefolgt von Lithium, Kobalt, Nickel und anderen Batteriekomponenten sowie Seltenen Erden und Halbleitern ins Stocken geraten könnte. Auch in Deutschland sind diese Bedenken stark zurückgegangen, was darauf hindeutet, dass Unternehmen ihre Lieferketten stabiler und resilienter ausgerichtet haben. Sorgen aufgrund zunehmender Handelsregularien und -vorschriften haben bei den Führungskräften in der Automobilindustrie ebenfalls weltweit und insbesondere in Deutschland abgenommen.

Investitionen in Hybridtechnologien steigen

Weniger als ein Drittel (30 Prozent) der Neuwagenverkäufe in den europäischen Ländern wird bis 2030 auf Elektrofahrzeuge (EV) entfallen. Führungskräfte aus der Automobilindustrie glauben, dass China den größten Marktanteil bei batteriebetriebenen Fahrzeugen haben wird, gefolgt von den USA und Japan. Die Automobilunternehmen setzen neben reinen Elektroantrieben auch auf die Hybridtechnologie, um so ihre Investitionen zu diversifizieren. Weltweit glauben 70 Prozent der befragten Führungskräfte, dass die Forschungs- und Entwicklungsausgaben für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge in Zukunft steigen werden. Der Wert ist gegenüber dem Vorjahr (72 Prozent) nur leicht gesunken. Andererseits werden die Investitionen in ICE-Technologien (Verbrennungsmotoren) im Vergleich zum Vorjahr zurückgefahren, was auf eine Verlagerung hin zu nachhaltigeren und umweltfreundlicheren Antrieben hindeutet.

Der EV-Markt sieht eine größere Verschiebung unter den führenden OEMs

Laut unserer Studie bleibt Tesla der Marktführer auf dem globalen und europäischen Markt für Elektrofahrzeuge. BMW und Audi liegen im globalen Vergleich weit hinter Tesla zurück auf den Plätzen zwei und drei. BYD baut seine Position auf dem deutschen Markt aus und lässt auf Platz zwei (hinter Tesla) die großen deutschen OEMs hinter sich. Apple verzeichnet einen beeindruckenden Sprung im Ranking des westeuropäischen Marktes, was darauf hindeutet, dass das Tech-Unternehmen das Potenzial hat, in Zukunft auch ein wichtiger Akteur im Automobilmarkt zu werden. 

Das Rennen um die beste Ladeinfrastruktur

Der Wettbewerb um die beste Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge geht weiter. Weltweit trauen jeweils 19 Prozent der Führungskräfte aus der Automobilindustrie dezidierten Ladenetzbetreibern beziehungsweise Stromversorgern am ehesten zu, Ladestationen für Elektrofahrzeuge zu besitzen und zu betreiben. Das entspricht der Einschätzung für Deutschland.

Verbraucherseitig sehen die Befragten eine deutlich wachsende Nachfrage nach schnellen Ladezeiten. In Deutschland gaben 75 Prozent der Führungskräfte an, dass die Verbraucher eine 80-prozentige Aufladung in höchstens 30 Minuten wünschen. Im Vorjahr sagten das nur 42 Prozent. Um diesem Bedarf gerecht zu werden, ist es erforderlich, dass die Ladenetze für Elektrofahrzeuge effizienter und effektiver werden.

Signifikanter Rückgang der Verkäufe über den stationären Autohandel

Weltweit glauben nur noch 31 Prozent der Führungskräfte in der Automobilindustrie, dass Händlermodelle im Jahr 2030 die wichtigste Form des Neuwagenverkaufs sein werden. Die Einschätzung für Deutschland ist nahezu identisch mit der globalen Perspektive. Gründe für die Verlagerung weg vom traditionellen Autohandel sind die zunehmende Verbreitung digitaler Einzelhandelsplattformen und sich ändernde Verbraucherpräferenzen.

Künstliche Intelligenz als Schlüsseltechnologie

Künstliche Intelligenz (KI) kristallisiert sich als wichtige Technologie für Automobilunternehmen heraus. Dafür werden Mitarbeitende mit entsprechenden Kompetenzen benötigt. 25 Prozent der Führungskräfte weltweit und 34 Prozent in Deutschland glauben, dass KI-Softwareingenieure in den nächsten Jahren in ihrem Unternehmen sehr gefragt sein werden. Dies deutet darauf hin, dass die Branche die Bedeutung von KI erkennt und in diese neue Technologie investieren wird, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Technologieunternehmen als Partner und Konkurrenten: Das Aufkommen von "Frenemies" in der Autoindustrie

In der Autoindustrie herrscht weltweit ein harter Wettbewerb um neue Erlösströme, wobei laut unserer Umfrage die Autohersteller am besten positioniert sind, um diese für sich zu beanspruchen. Auf den weiteren Plätzen folgen Akteure wie Google und Apple sowie Automobilhändler. In Deutschland werden weitere Tech-Player aus dem Bereich der Sicherheitssysteme und die Entwickler von Drittanbietertechnologien noch vor den Automobilhändlern genannt.

Im Bereich des autonomen Fahrens ist Tesla der unangefochtene Spitzenreiter, gefolgt von Technologieunternehmen und einigen wenigen OEMs.

Die für die Studie befragten Führungskräfte erwarten, dass Apple und Google mit ihren eigenen Fahrzeugen in den Automobilmarkt eintreten werden, was sicherlich einen Wendepunkt in der Autoindustrie darstellen wird.



24th Annual Global Automotive Executive Survey


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Automakers getting real about the future of mobility:
A European perspective

Englischsprachige Studie herunterladen (PDF 2.4 MB)



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