Dem Konzept „Produktnutzung statt Produktbesitz“ sind schon einige Unternehmen gefolgt – zum Beispiel im Bereich der Mobilität mit Car Sharing-Angeboten. Doch bald kann man auch in Europa Smartphones im Monats-Abo nutzen. Ein Artikel über Kreislaufwirtschaft, Recycling-Quoten und neue Geschäftsmodelle – und wie das alles zusammenpasst.

Aus Sicht der Kund:innen der bietet ein Abo-Konzept die Möglichkeit, mit der Zahlung einer bspw Monatsgebühr ein modernes Gerät zu nutzen, ohne die hohen Kaufkosten stemmen zu müssen – somit also ohne Abschluss eines Kreditvertrages. Um Wartung, Instandhaltung und Rücknahme kümmert sich der Anbieter. Erste Technologieunternehmen konzipieren bereits Smartphone-Abo-Modelle, die Ende 2023 auch in Europa auf den Markt kommen sollen. Smartphone-Abos würden aber nicht nur für Kund:innen Vorteile bieten. Für Unternehmen tun sich dadurch vollkommen neue Möglichkeiten auf.

Win-Win-Situation

Die Kund:innen können durch ein Abo-Modell motiviert werden, ihre Geräte früher zu tauschen als die im heutigen Kauf-Modell im Schnitt üblichen zwei bis drei Jahre. Über die Laufzeit betrachtet bedeutet dies potenziell höhere Umsätze pro Kund:in.

Die monatliche Gebühr müsste dafür aber attraktiver gepreist werden als die der heutigen Finanzierungsraten – denn hier erhalten die Kund:innen das Eigentum am Ende der Finanzierungslaufzeit.

Neben einer möglichen höheren Kundenbindung und Absatzfrequenz von Neugeräten bietet ein Abo-Angebot auch im Bereich der Kreislaufwirtschaft große Vorteile. Ein Faktor, der sich in der monatlichen Abo-Gebühr positiv für die Kund:innen auswirken kann:

  • Mit Einführung eines Smartphone-Abos bietet sich ebenso die Chance, Recyclingquoten der Mobilgeräte weiter zu erhöhen – dies kann durch Steuerung der Lieferketten geschehen, bspw durch den Einkauf von Sekundär- anstatt Primärrohstoffen, oder durch ein Recycling von Geräten aus den Abonnements, die planbar zurückkommen.
  • Der Rückfluss von Abo-Geräten ermöglicht vor einem Recycling, aber auch die Ausweitung des Angebotes an sogenannten Refurbished-Geräten, der teil- oder runderneuerten Geräten. Für den Markt bedeutet dies: eine ökologisch sinnvolle Alternative vor einem endgültigen Recycling.

Gut für die Umwelt

Von US-amerikanischen Unternehmen ist bekannt, dass einige in eigene Recycling-Roboter investieren, die alte Geräte vollautomatisch demontieren und in Komponenten wie Gehäuse, Displays und Chips zerlegen. Schätzungen zu Folge werden allein nur von einem Smartphone-Hersteller pro Jahr rund 1,2 Millionen alte Smartphones vom eigens entwickelten Roboter „zerlegt“ und die Komponenten recycelt. Der Zugriff auf alte Geräte ist daher wichtig und ermöglicht eine höhere Auslastung der Recycling-Anlagen und die planbare Erhöhung der Recyclingquoten.

Neben Veränderungen im Bereich der erneuerbaren Energien, nachhaltigeren Lieferketten und der Reduktion von Verpackungsmaterialien werden auch weiter geschlossene Produktkreisläufe notwendig sein, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Gleichzeitig bedeutet ein Smartphone-Abo für das Geschäftsmodell des Unternehmens, dass Alt-Geräte stärker kontrolliert werden und somit das Ziel vom klimaneutralen Unternehmen einen Schritt näher rückt.

Voll im Kommen

Produkt-Abonnements bzw Produkte-as-a-Service (PaaS) ermöglichen die Verlängerung des Kundenlebenszyklus und machen aus einmaligem Umsatz bei Verkauf einen planbaren, monatlichen Dienstleistungsumsatz. Das Geschäftsmodell Abonnement hält auch in anderen Branchen Einzug – oft auch unter Verwendung des Begriffs „as-a-Service“. Hier gilt: Es wird den Kund:innen nur die Nutzung des Produktes verkauft, das Eigentum verbleibt beim Hersteller, dem PaaS-Anbieter. So gibt es bereits Maschinen- und Anlagenhersteller, die nicht mehr nur ihre Produkte zum Verkauf anbieten, sondern auch deren funktionale Leistung als Alternative zum Kauf. Abgerechnet wird dann neben einer fixen Servicegebühr bspw pro Umdrehung, pro Anzahl der bearbeiteten Werkstücke oder ähnlichen Parametern.

Product-as-a-Service-Modell

Durch die Kombination des physischen Produktes mit weiteren Dienstleistungen können PaaS-Anbieter eine langfristige Kundenbeziehung aufbauen und durch eine kontinuierliche Interaktion Folge- oder Zusatzprodukte-as-a-Service verkaufen. Zu den weiteren Dienstleistungen können etwa die regelmäßige Instandhaltung, Produkt-Upgrades aber auch die Interpretation der Nutzungsdaten zählen. In jedem Fall wird aus einem einmaligen Umsatz bei Verkauf eines Produktes ein nun planbarer monatlicher Umsatz.

Ein starker Partner

KPMG verfügt in diesem Bereich über eine umfangreiche Expertise – von der Entwicklung nachhaltiger Geschäftsmodelle und -strategien, dem Monitoring und Reporting des Corporate Carbon Footprints im Scope 1,2 und 3 bis hin zur Identifikation von Fördermöglichkeiten. Das KPMG Team unterstützt Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit – und das in jeder Dimension.