In Zeiten von zunehmender Komplexität und Volatilität der Geschäfte wird es immer wichtiger Finanzexperten frühzeitig einzubinden, um operative und strategische Entscheidungen zu unterstützen. Gleichzeitig steigt der Kostendruck nicht nur im operativen Umfeld, sondern auch im Finanzbereich. Dies erfordert zusätzlich eine erhöhte Effizienz der Prozesse im Rechnungswesen, Controlling, Risiko Management und Aktuariat. In unserer praxisnahen und informativen Newsletter-Reihe erfahren Sie in regelmäßigen Abständen, wie der Finanzbereich der Zukunft gestaltet werden kann. Der erste Teil unserer Reihe widmet sich dem Thema Automatisierung und Effizienz.

Neben den oben genannten Herausforderungen kommen immer komplexere Prozessanforderungen auf die Finanzbereiche der Versicherungsgesellschaften zu. Die Phase der Deregulierung vor zwanzig Jahren ist lange vorbei   -  die Branche bekommt den Wandel deutlich zu spüren. Eine Vereinfachung von Marktregulierungen durch staatliche Normen ist nicht zu erwarten, dagegen jedoch eine Vielzahl an neuen Vorschriften und Pflichten. Ein Teil davon sind die strengen Eigenkapitalvorschriften im Rahmen von Solvency II, das neue Finanzreporting mit IFRS 17 sowie die Umsetzung von verschärften Compliance-Regeln. Während sich einige Versicherungsunternehmen vor der großen Aufgabe sehen, die aktuellen Anforderungen korrekt umzusetzen, stehen bereits neue und umfassende Regelwerke an und lassen die Unternehmen kaum zur Ruhe kommen. Deshalb wurde eine zukunftsorientierte Optimierung der Prozesse in der Vergangenheit häufig zurückgestellt.

Die Automatisierung und Optimierung der eigenen Prozesse ist für den Finanzbereich im Versicherungssektor jedoch unerlässlich, um weiterhin erfolgreich im Wettbewerb zu bleiben. Ohne diese stehen kaum Kapazitäten zur Verfügung, um den Vertrieb oder die operativen Ressorts in strategischen Fragestellungen oder Prognoserechnungen beratend zu unterstützen. Dies macht sich auch in den Investitionen der Versicherungswirtschaft bemerkbar. Laut GDV konnte im Jahr 2017 eine Erhöhung der Investitionen deutscher Versicherer von 4,45 Milliarden Euro in die Informationstechnik festgestellt werden (Ausschuss Betriebswirtschaft und Informationstechnologie Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V, Ergebnisse der GDV-Erhebung „IT-Kennzahlen 2014 - 2016“, S 67.). Allerdings werden diese häufig allein zur Umsetzung von gesetzlichen Anforderungen eingesetzt, ohne gleichzeitig die Automatisierung von Standardaufgaben voranzutreiben.

Vor allem in Industrie- und Handelsunternehmen werden bereits heute schon erfolgreich intelligente Automatisierungsplattformen im Finanzbereich eingesetzt. Unter den Lösungen befinden sich beispielweise automatisierte Prozesse für Quote-to-Cash, Source-to-Pay, Record-to-Report oder Plan-to-Perform. Doch auch in Versicherungsunternehmen warten Automatisierungspotenziale unter anderem für Monatsabschlüsse, im Risikoreporting, in der Planung oder in der Haupt-Nebenbuch-Abstimmung. Viele der Standardaufgaben könnten schon heute mithilfe von intelligenter Automatisierung schneller und effizienter erledigt werden und so den Menschen bei seinen täglichen Aufgaben entlasten, damit sich dieser mehr auf beratende und strategische Aufgabenstellungen konzentrieren kann. Computer sind bereits heute in der Lage selbstständig Akten anzulegen, Schnittstellen abzugleichen, Dokumente zu prüfen, Buchungen durchzuführen oder Zahlungen auszulösen.

Die kontinuierlich steigenden Informationsmengen können durch (intelligente) Systeme besser strukturiert, klassifiziert und in Beziehung zueinander gesetzt werden. Zukünftig ist mit symbiotisch arbeitenden Systemen zu rechnen, die zu einer Arbeitsteilung zwischen Menschen und künstlicher Intelligenz führen. Gerade deshalb ist es wichtig, heutige Prozesse im Finanzbereich weiter zu optimieren und zukunftsfähig anzupassen. Vorteile, die durch diese Aufgabenteilung entstehen, sind zum einen die Reduktion laufender Kosten und zum anderen die Steigerung der Teamleistung, beispielsweise zur Bewältigung wachsender Volumina bei gleichbleibender oder reduzierter Teamgröße.

RPA oder digitale Prozessautomatisierung?

Mithilfe von leistungsfähigen Systemen und Applikationen können Automatisierungspotenziale und die Digitalisierung von Finanzprozessen, wie Planung und Forecasting, Finanz- und Risiko-Reporting sowie Compliance, realisiert werden. Zudem wird die Anwendung von neuen BI-Tools und Controlling-Lösungen für den Nutzer nun interaktiver, schneller und einfacher gestaltbar („Usability“ und „User Experience“). Für Versicherungsunternehmen ergibt sich die Möglichkeit, die digitale Prozessautomatisierung in der Praxis umzusetzen und Kapazitäten für strategische und beratende Funktionen freizusetzen. Zusätzlich wird eine bereichsübergreifende Automatisierung der Prozesse unterstützt.

Neben der vollständigen Prozessautomatisierung besteht noch die Möglichkeit der RPA (Robotic Process Automation). Das Konzept dahinter ist simpel: Ein Software-Roboter bildet typische Mensch-Computer-Interaktionen nach, automatisiert sie dadurch und erspart dem Menschen mühsame und sich wiederholende Aufgaben. Der Roboter überbrückt somit diese Lücke und ermöglicht den Menschen mehr Zeit für komplexere und umfassendere Aufgaben zu übernehmen. Die Studie, von Lünendonk®, die in Zusammenarbeit mit KPMG durchgeführt wurde, belegt, dass mithilfe von RPA Kostenersparungen von 40-70 % erreicht werden können  - bereits hier liegt somit schon ein sehr hohes Potenzial. (Studie, von Lünendonk® in Zusammenarbeit mit KPMG, Deutschland: Intelligente Automatisierung, 2018: S.7).

Um jedoch komplexere End-2-End-Prozesse vollständig abbilden und automatisieren zu können, reicht Robotics nicht aus  - die einst große Euphorie schwindet bereits in einigen Teilbereichen schon wieder. RPA ist günstig und schnell einzuführen, bietet jedoch keine vollständige Lösung für das Geschäftsprozessmanagement und ist nur bedingt flexibel (Khalaf, Amanda: The benefits [and limitations] of RPA implementation, in: Accenture, 26.09.2017).

Versicherungsunternehmen sollten sich deshalb bewusst entscheiden, welcher Automatisierungsansatz für eine Problemlösung am besten geeignet ist. Auch können beide Ansätze zur Nutzenmaximierung kombiniert werden, um dadurch einen nochmals höheren Wirkungsgrad zu erzielen.

Unserer Newsletter-Reihe zum „Finanzbereich der Zukunft“

In den weiteren Artikeln der Newsletter-Reihe „Finanzbereich der Zukunft“ beleuchten wir unter anderem die folgenden Themen:

  • Automatisierung der Reportingprozesse
  • Automatisierung regulatorischer Compliance-Prozesse
  • Steigerung der Datenqualität durch Automatisierung
  • Beschleunigung der Planungsprozesse durch Automatisierung

 

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