• 1000

Nach dem durch Covid-19 verursachten volatilen Marktumfeld, ließ der nächste Schock nicht lange auf sich warten. Nach andauerndem Disput erreichte die Russland-Ukraine-Krise mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar ihren Höhepunkt. Inzwischen ist ersichtlich, dass die Invasion bspw. durch den Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise sowie die Störung des internationalen Handels erhebliche Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation in Europa hat. Inflationsraten erreichten so bspw. in Q2 2022 einen Höchststand, wodurch das Verbraucherverhalten europaweit erschüttert wurde. Um dem entgegenzuwirken, wird die EZB (Europäische Zentralbank) daher die Leitzinssätze anheben (um 50 Basispunkte bereits im Juli, sowie einer weiteren geplanten Erhöhung im September).

Erwartungsgemäß hat die allgemeine Verschlechterung des wirtschaftlichen Umfelds auch empfindliche Spuren an den europäischen Finanzierungsmärkten hinterlassen. Wie in unserer letzten Veröffentlichung bereits angedeutet, als die wirtschaftlichen Folgen gerade erst erkennbar wurden, kann nun festgehalten werden, dass sich Fremdfinanzierungsaktivitäten in Europa während des gesamten zweiten Quartals auf einem niedrigen Niveau bewegten. Die Finanzierungsmärkte waren durch deutlich höhere Zinssätze sowie eine sprunghafte Erhöhung der Finanzierungskosten, insbesondere für Kreditnehmer mit geringerer Bonität, gekennzeichnet. Kreditgeber agierten bei Genehmigungsverfahren zunehmend vorsichtig, was zu einer restriktiveren Kreditvergabepolitik führte, wobei (indikative) Finanzierungsangebote häufig nur für einen sehr begrenzten Zeitraum gültig waren. Wir gehen davon aus, dass die aktuelle Entwicklung in den kommenden Monaten anhalten und die zweite Jahreshälfte von einer kontinuierlichen Neuausrichtung des Status quo für alle Marktteilnehmer geprägt sein wird. 

Highlights:

  • Der SSD-Markt untermauerte seine Widerstandsfähigkeit in einem unsicheren makroökonomischen Umfeld, sodass hierbei das höchste vierteljährliche Emissionsvolumen seit Q2 2008 verzeichnet werden konnte. Wesentliche Treiber waren ein höherer Anteil an nicht-deutschen Emittenten sowie stärkere Nachfrage von Unternehmen mit einem Kreditrating, die die im Vergleich zu den Anleihemärkten, attraktiveren Finanzierungskosten ausnutzten. Eine weitere bemerkenswerte Entwicklung verzeichneten SSD mit ESG-Charakter, welche im gesamten Quartal zum ersten Mal die 50%-Schwelle in Bezug auf das Gesamtemissionsvolumen überschritten.
  • Im Gegensatz zum SSD-Segment brach der Markt für Leveraged Loans ein und verzeichnete das niedrigste Quartalsvolumen seit Q4 2012. Aufgeschobene Transaktionen, gestiegene Spreads und veränderte Preisindikationen waren einige der Auswirkungen der aktuellen geopolitischen Lage und des makroökonomischen Umfelds.
  • Auch das Volumen der IG-Kredite ging im Jahresvergleich erheblich zurück (~40 %), da Unternehmen dazu tendierten, bereits vorhandene Mittel für M&A-Aktivitäten zu verwenden und den Markt somit nur selektiv für zusätzliche Fremdfinanzierungen nutzen.
  • Die ungünstigen Marktbedingungen wirkten sich ebenfalls auf den Sponsored Loan Markt aus, wo das Volumen im Vergleich zum Vorjahr um 71% geringer ausfiel und die Zahl der Transaktionen von 33 im Vorjahr auf 6 zurückging. Private Debt Anbieter übernahmen ab dem zweiten Quartal den Großteil aller Sponsored Transaktionen, da sie den Investoren im Gegensatz zu eher restriktiven, traditionellen Kreditgebern mehr Finanzierungssicherheit bieten konnten.
  • Der Markt für High-Yield Bonds litt auch im zweiten Quartal 2022 unter der Emissionsdürre und blieb nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine praktisch geschlossen. Das Emissionsvolumen des ersten Halbjahres 2022 (~15,3 Mrd. €) erreichte daher den niedrigsten Stand seit H1 2009. Die ~€4,5 Mrd., die in Q2 2022 platziert wurden, sind hauptsächlich defensiven BB-Emittenten zuzuschreiben, obwohl die erwarteten Zinserhöhungen auch in diesem Markt zu schwierigeren Bedingungen führten.