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In Zeiten hoher Unsicherheit suchen private wie institutionelle Anleger nach sicheren Kapitalanlagemöglichkeiten – und investieren häufig in Immobilienmärkte. Im Zuge des Russland-Ukraine-Krieges mit seinen Auswirkungen dürfte die Unsicherheit jetzt wieder erheblich zunehmen.

Immobilienmärkte gelten jedoch nach wie vor als vergleichsweise intransparent. Auf der Suche nach zusätzlichen, besseren Informationen und Bewertungen für vorteilhafte Entscheidungen können Medienberichte hilfreich sein. 

Textanalyse der Berichterstattung zu drei Assetklassen

Deshalb hat die IREBS Immobilienakademie der Universität Regensburg in Kooperation mit KPMG für die Studie „Was wissen wir über Assetklassen“ die Artikel in vier bedeutenden deutschen Zeitungen unter die Lupe genommen: in den Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung und Handelsblatt sowie den Fachzeitungen Immobilien Zeitung (wöchentlich) und Immobilien Manager (monatlich). 

Analysiert wurden insgesamt 136.548 Zeitungsartikel aus den Jahren 2010 bis 2020 zu den drei Assetklassen Wohn-, Büro- und Einzelhandelsimmobilien. Im Mittelpunkt stehen vor allem diese Fragen:

  1. Folgen die Artikel lediglich den Marktbewegungen der einzelnen Assetklassen in Deutschland oder ist ein Vorlauf der Berichterstattung zur Marktentwicklung nachweisbar?
  2. Gibt es systematische Unterschiede in der Intensität und Stimmung der Berichterstattung  - berichten zum Beispiel Fach- und Tagesmedien mit Blick auf einzelne Assetklassen in unterschiedlicher Weise?
  3. Verändern sich Berichterstattungsintensität und -tonalität in Krisenzeiten, in diesem Fall aufgrund der Coronapandemie  - und wenn ja, wie?

In der Studie wird ausführlich beschrieben, wie sich für die einzelnen Assetklassen die Intensität und Tonlage der Berichterstattung über den untersuchten Zeitraum hinweg entwickelt hat. Anschließend wird untersucht, ob relative Artikelhäufungen zu den Assetklassen sowie die Tonalität der Texte (eher positiv oder eher negativ) auf die Entwicklungen von Immobilienrenditen schließen lassen. 

Kernergebnisse

 Eine häufigere Berichterstattung geht mit Renditeveränderungen einher. Eine Veränderung der Tonalität in den Texten ist dagegen selten ein verlässlicher Indikator für die aktuelle oder weitere Renditeentwicklung.

  • Berichten Zeitungen häufiger über Wohnungsthemen, so zeigt sich eine Verschlechterung der Renditekennziffern. Für Büromärkte ist ein positiver Effekt zwischen der Berichterstattungshäufigkeit und der Renditeentwicklung nachweisbar, nicht aber für Handelsimmobilien.
  • Für Wohn- und Büroimmobilien zeigt sich ein Vorlauf der Berichterstattung zur Renditeveränderung. Bei den Handelsimmobilien deuten sich eher wechselseitige Wirkungen zwischen der Branche und der Berichterstattung an.
  • Es bestehen Unterschiede zwischen den Fach- und Tageszeitungen: Überwiegend positive Zusammenhänge zwischen der Berichtsintensität und der Renditeentwicklung sind eher für Fachzeitungen und kaum für Tageszeitungen nachweisbar. 

Insgesamt zeigt die Studie: Die fachmediale Berichterstattung korreliert stärker mit Renditekennzahlen der Immobilienwirtschaft als die Artikel der Tageszeitungen. Vor allem im Hinblick auf Wohn- und Büroimmobilien könnten Professionals und Investor:innen durch die Auswertungen mehrerer Fachzeitungen wertvolle Informationen gewinnen.

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