Auf staatlicher Ebene haben in diesem Zusammenhang zahlreiche Staaten Aktionspläne (NAPs) entwickelt, um die UN-Leitprinzipien zu fördern - so auch die Schweiz. In vielen Jurisdiktion geht die entsprechende Umsetzung dabei bereits über den „Soft-Law“-Bereich hinaus. Eine steigende Anzahl von nationalen Gesetzgebungen verlangt von Unternehmen mittlerweile die Offenlegung von Angaben zur Implementierung geeigneter Verfahren zur Identifikation von potentiellen Auswirkungen auf Menschenrechten in deren operativen Einheiten und teilweise sogar in der Zuliefererkette. Beispielhaft seien hier die französische Gesetzgebung (Sorgfaltspflichten – Duty of vigiliance law) oder die britische Gesetzgebung zur modernen Sklaverei (Modern Slavery Act) genannt. In Deutschland wird das „Lieferkettengesetz“ diskutiert. Die regulatorische Landschaft verdichtet sich zunehmend und stellt insbesondere international operierende Gesellschaften vor Herausforderungen hinsichtlich ihrer rechtlichen Compliance.
Neben den rechtlichen Anforderungen steigen auch die Erwartungen weiterer wesentlicher Anspruchsgruppen, wie zum Beispiel die der Kunden, Mitarbeiter und vor allem Investoren hinsichtlich angemessener Schutzmassnahmen, Sorgfaltsprüfungen und entsprechender Transparenz. Wichtige Indizes und Raters haben spezifische Menschenrechtsaspekte in ihre Bewertungsmethoden eingebaut und erhöhen damit den Druck auf die Unternehmen, insbesondere auch in Bezug auf die Berichterstattung. Der GRI-Standard, der meist genutzte Standard zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, ist beispielsweise gerade im Begriff, seinen Menschenrechtsstandard weiter zu überarbeiten.
Werden soziale und ökologische Themen nicht ernst genommen und adressiert, können sich gravierende Auswirkungen auf die Reputation oder die finanzielle Situation von Unternehmen ergeben, selbst wenn sich entsprechende Ereignisse ausserhalb des Kontrollbereichs, bspw. in der Zuliefererkette, manifestieren. Nicht nur eine steigende Anzahl von Rechtsfällen ist zu befürchten, sondern auch ein zunehmender Druck der Öffentlichkeit.
Einige führende Unternehmen haben deshalb bereits vor einer Weile begonnen Management- und Berichterstattungsprozesse aufzubauen. Dabei können sich grosse Herausforderungen ergeben.