Die Zinswende hinterlässt spürbare Effekte in der Solvenz

Die Schweizer Versicherungsunternehmen sind verpflichtet, einen jährlichen Bericht über die Finanzlage offenzulegen und diesen der FINMA einzureichen. KPMG hat zum sechsten Mal in Folge diese Berichte untersucht und ausgewertet.

Solvenzquotienten liegen erstmalig auf breiter Front tiefer.

Die zum sechsten Mal untersuchten «Berichte über die Finanzlage» der Schweizer Versicherer bestätigen die im Vorjahr geäusserte Vermutung: Die Zinswende hinterlässt Spuren. Deutlich tiefere, als es noch die Covid-19-Pandemie vermochte.

Erstmals waren die SST-Quotienten auf breiter Basis tiefer als in den Vorjahren und die Überdeckungen und die «stillen Reserven» verringerten sich. Die Treiber dieser Entwicklung bestehen auch 2023 und könnten sich gar noch verstärken.

Die Bilanzen der hiesigen Versicherer per Ende 2022 sind aber weiterhin sehr solide. Damit sollten sie für weitere Herausforderungen an den Finanzmärkten oder in der Wirtschaft gut gerüstet sein. Über strategische Belange, Ökosysteme und ESG-Themen kommunizieren nach wie vor nur die «grossen» Versicherer. Die kleineren sind deutlich zurückhaltender was nicht-finanzielle oder Nachhaltigkeits-Themen betrifft.

Für die Auswertung haben wir die Publikationen von 56 Direktversicherern erfasst und evaluiert.

Die Kapitalisierung der Schweizer Versicherer präsentiert sich nach wie vor gut. Zwar hat sich das Überschusskapital 2022 rückläufig entwickelt, doch dank den in den Vorjahren aufgebauten Solvenzen können sie schwierige Jahre wie 2022 auffangen.

Stefan Zumthor
Director, Financial Services, KPMG Schweiz


Wichtigste Erkenntnisse für die Versicherungsbranche

Solide Bilanzen trotz Zinswende

Bereits letztes Jahr haben wir auf mögliche Risiken für die Versicherer aufgrund steigender Zinsen, Inflationsängste und Auswirkungen des Krieges in der Ukraine hingewiesen. Diese Vorahnung hat sich bewahrheitet. So haben sich 2022 die marktkonsistenten Bilanzen nicht weiter vergrössert und das Überschusskapital hat sich entgegen den Vorjahren verringert. Die Entwicklung steigender Zinsen ist kurzfristig noch nicht abgeschlossen. Die Bilanzen sind aber immer noch ausserordentlich solide, sodass die Branche auch weitere Erhöhungen problemlos überstehen wird.

Solvabilität erstmals auf breiter Front rückläufig

Hatte sich die Solvabilität der Branche 2021 noch ausserordentlich positiv entwickelt, ist sie nun erstmalig auf breiter Front gesunken, sowohl bei den Krankenzusatz- als auch den Nicht-Lebensversicherern. Die Lebensversicherer konnten sich auf dem Vorjahresniveau halten.

Das Public Disclosure als Kommunikationstool?

Nur wenige Grossversicherer nutzen das Public Disclosure, um umfassend über Nachhaltigkeit, Strategie oder Ökosysteme, in denen sie aktiv sind oder sein möchten, zu informieren. Insbesondere weil auch umweltbezogene Finanzrisiken existieren und über kurz oder lang, ausgewiesen werden müssen. Nur vereinzelt wurde mehr offengelegt als im Vorjahr. Es ist jedoch eine kleine Veränderung auf niedrigem Niveau.



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