Der Druck, die Transparenz der Lieferketten zu verbessern, stellt die Unternehmen vor erhebliche Herausforderungen, bietet aber auch Chancen. Durch den Einsatz der richtigen Daten und neuer technologischer Lösungen können Unternehmen umfassendere und tiefgreifendere Informationen gewinnen, die bessere Entscheidungen ermöglichen.

Diese Lösungen können zudem auch die Erfassung und Zusammenstellung relevanter Daten für Berichterstattungszwecke erleichtern. Dazu gehört auch, die wachsenden Erwartungen der Stakeholder in komplexen Bereichen wie Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG)-Belangen zu erfüllen.

Wie effektiv setzen Sie Technologien ein, um zeitnahe, relevante und qualitativ hochwertige Informationen, von Umweltauswirkungen bis hin zu Menschenrechten, zu erheben?

Relevante Daten für Nachhaltigkeitsberichte erheben

International tätige Schweizer Unternehmen sehen sich in den verschiedenen globalen Rechtsordnungen mit unterschiedlichen Anforderungen an die Berichterstattung konfrontiert. Diese Anforderungen können je nach Branche und geografischer Ausdehnung des Unternehmens sehr unterschiedlich ausfallen.

– Adrian Stoll

Jeder, der schon einmal versucht hat, regelmässig relevante Daten für behördliche oder eigene Nachhaltigkeitsberichte zu erheben, weiss, wie schwierig dies sein kann. Die ERP-  Systeme von Unternehmen sind in der Regel nicht darauf ausgelegt, Daten für eine durchgängige Wertschöpfungskette zu erheben. Besonders schwierig ist dies angesichts der vielen Aspekte, die dabei eine Rolle spielen, vom Ressourcenverbrauch bis zur Emissionsberichterstattung, von der Vielfalt des Personals bis zu rechtlichen Aspekten, und dies aus der Perspektive des Marketings und des Brandings. Obwohl einige Daten intern und einige bei Tier1-n-Lieferanten zu finden sind, ist ein erheblicher Teil der Daten über eine grosse Anzahl von Dritten verteilt und im eigenen Unternehmen nicht verfügbar.

International tätige Schweizer Unternehmen sehen sich in den verschiedenen globalen Rechtsordnungen mit unterschiedlichen Anforderungen an die Berichterstattung konfrontiert. Diese Anforderungen können je nach Branche und geografischer Ausdehnung des Unternehmens sehr unterschiedlich ausfallen. 

Sie unterliegen globalen Initiativen wie unter anderem der «Task Force on Climate-related Financial Disclosures» (TCFD), regionalen Initiativen wie der EU-Taxonomie sowie nationalen Initiativen wie der verpflichtenden Klimaberichterstattung für Grossunternehmen in der Schweiz. Auch der Druck von Anlegern und Verbrauchern für mehr Transparenz im Allgemeinen nimmt zu, wobei die Anforderungen je nach Markt variieren können.

Deshalb beginnen viele Unternehmen zu prüfen, wie sie eine spezialisierte Technologielösung für die ESG- und Nachhaltigkeitsberichterstattung in ihre Systemlandschaft integrieren können. Die gute Nachricht ist, dass Technologieanbieter in diesen Bereich investieren, wobei einige Nischenanbieter bereits Lösungen bereithalten. 


Auswirkungen einer Wertschöpfungskette mappen

Einfach gesagt besteht die Herausforderung darin, die richtigen Daten an den richtigen Stellen zu erheben und sie im richtigen Format zu präsentieren. Dies erfordert einen transparenten Überblick über die Wertschöpfungskette eines Unternehmens und ihre Auswirkungen.

Nehmen wir die Kakaobranche als Beispiel: Wir arbeiteten mit einem Schweizer Schokoladenhersteller zusammen, der ein detailliertes Verständnis dafür entwickeln wollte, wie sich seine Wertschöpfungskette auf Gemeinschaften und Menschenrechte, auf die Diversität des Personals, auf Abholzung von kostbaren Waldflächen und auf die CO2-Belastung pro Tonne verkaufter Schokolade auswirkt. Unser Ansatz schafft Transparenz auf dem Weg entlang der ganzen Wertschöpfungskette vom Kakaobaum bis zum Verbraucher, der die Schokolade geniesst.

Lieferketten-Mapping

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Um ein komplexes Szenario verständlicher zu machen, haben wir uns auf vier wesentliche Fragen konzentriert:

  • Welche Stakeholder sind an der Wertschöpfungskette beteiligt?
  • Welche Rolle spielen sie in der Wertschöpfungskette?
  • Welche Prozesse bestimmt die Wertschöpfungskette?
  • Wie interagieren die Lieferkettenpartner der Wertschöpfungskette miteinander?

Moderne Wertschöpfungs- und Lieferketten können leicht Dutzende – manchmal Hunderte – von Beteiligten umfassen, die über viele Länder und Kontinente verteilt sind. Ein sinnvoller Technologieeinsatz ist somit ein absolutes Muss. 

Zu den besonderen Herausforderungen im Fall des Schokoladenherstellers gehörte es, Hunderte von Bauern in entlegenen Gebieten in Entwicklungsländern in eine digitalisierte Wertschöpfungskette einzubinden, Kakaosäcke auf ihrer Reise rund um den Globus bis hin zur Produktion transparent zu verfolgen und dies alles mit ökologischen und sozialen Aspekten zu verknüpfen. Es gab keine Standardtechnologie, die das gesamte Spektrum der für ein effektives Mapping erforderlichen Informationen verarbeiten konnte.


Verfügbare Lösungen sinnvoll nutzen

Auf der Basis der von uns erwähnten rasch steigenden Nachfrage stellen wir fest, dass immer mehr geeignete Technologielösungen zur Verfügung stehen. Diese umfassen sowohl Cloud-Dienste und standardisierte Lösungen mit begrenzter Funktionalität als auch komplexere Algorithmen für maschinelles Lernen und natürliche Sprachverarbeitung zum Verständnis unstrukturierter Quellen, sowie auch das Internet der Dinge und fortschrittliche Blockchain-Lösungen. 

Welche Technologielösung für ein bestimmtes Unternehmen die richtige ist, hängt unmittelbar von den präzisen Anforderungen des Unternehmens ab. Dies ist ein weiterer Bereich, in dem externe Spezialisten entscheidend für die erfolgreiche Integration von Lösungen zur Rückverfolgbarkeit innerhalb der Wertschöpfungskette sein können, die zu einer verbesserten Betriebsleistung, einer Verringerung von Risiken und der Compliance-Exposure sowie zu einer besseren Kommunikation mit Verbrauchern und Märkten führen. 

Ein nützlicher Ansatz kann darin bestehen, eine virtuelle Version Ihrer Wertschöpfungskette, einen sogenannten «digital twin», zu erstellen. Da die verschiedenen Schritte von den Rohstoffen bis hin zum Versand an die Kunden abgedeckt werden, kann dies dazu beitragen, die gesamte Kette transparent zu gestalten. Das virtuelle Modell kann für Szenarioanalysen und die Eingabe von realen Daten verwendet werden, womit abgeschätzt werden kann, welche Störungen auftreten und wie sie sich auf die gesamte Lieferkette auswirken.

Im Wesentlichen geht es darum, das volle Potenzial von Daten und neuen Technologien zu nutzen, damit Sie Einblicke in Ihre Wertschöpfungskette gewinnen, Widerstandsfähigkeit und Transparenz aufbauen und die Fähigkeit entwickeln können, den nächsten Sturm zu meistern.  

Die folgenden Fragen können hilfreich sein, wenn es darum geht, technologische Optionen zu prüfen, die aktuelle und potenzielle Reichweite Ihrer bestehenden Systeme zu bewerten und festzustellen, welche Informationen von Partnern entlang der Wertschöpfungskette benötigt werden:

  • Angesichts der Tatsache, dass viele der erforderlichen Daten – wie Korruptionsindizes, Armutsindizes und Länderinformationen – in der Regel nicht im eigenen Unternehmen vorhanden sind: Wie werden Sie diese in Ihre ESG-Berichterstattung einbeziehen?
  • Da viele der benötigten Daten in der Regel in Silolösungen, offline und in unstrukturierten Quellen innerhalb eines Unternehmens gehostet werden, wie greifen Sie auf diese Daten zu, wie validieren und aggregieren Sie diese? 
  • Welche Kosten und Ressourcen einschliesslich Prozessdesign, Systeme, Wartung und Entwicklung werden in einer Welt mit begrenztem Budget benötigt, um Ihr Ziel zu erreichen?

Acht Schritte hin zu mehr ESG-Transparenz in Ihrer Wertschöpfungskette

Für den Einbezug von allgemeinen Fragen, der Anforderungen sowie der Bedürfnisse Ihres Unternehmens schlagen wir einen flexiblen Ansatz vor, der die folgenden Massnahmen umfassen sollte: 

Schritt 1: Bericht

Schaffen Sie ein klares Verständnis des für das Unternehmen geltenden Berichterstattungs-rahmens

Schritt 2: Blaupause

Erstellen Sie eine «Blaupause» (welche Informationen, wie man Daten erhebt und zusammenfasst usw.) auf dieser Grundlage:  Menschen – Systeme – Prozesse 

Schritt 3: Bewertung

Bewerten Sie den Ist-Zustand sowie die aktuelle Maturität 

Schritt 4: Lückenanalyse

Führen Sie eine belastbare Lückenanalyse durch (Soll-Ist-Vergleich)

Schritt 5: Planung

Entwerfen Sie einen Transformationsplan zur Erfüllung der Berichterstattungs-anforderungen und legen Sie fest, wer für das Sponsoring und wer für die Umsetzung verantwortlich ist

Schritt 6: Anforderungen

Übertragen Sie die Berichtsanforderungen (funktional/nicht funktional) in einen Anforderungskatalog für eine mögliche Softwarelösung 

Schritt 7: Selektion

Identifizieren und entscheiden Sie sich für eine Technologielösung und schliessen Sie einen Vertrag ab 

Schritt 8: Transformation

Initiieren Sie die Transformation mit einem Integrationspartner und beginnen Sie mit der Umsetzung



Zusammenfassend

Die Erwartungen der Aufsichtsbehörden und anderer Stakeholder werden immer komplexer und der Druck auf die Unternehmen in der Schweiz nimmt weiter zu. Die frühzeitige Einbindung aller Stakeholder entlang Ihrer Wertschöpfungskette ist ein entscheidender Erfolgsfaktor – dies könnte auch die Validierung und Berücksichtigung kooperativerer Ansätze umfassen. Die Fähigkeit, den Datenbedarf eines Unternehmens wirksam zu bewältigen, hängt zu einem Grossteil von technologischen Lösungen ab.


Die Nutzung der richtigen Technologie und ihr Einsatz in den richtigen Systemen kann den Weg zu mehr Transparenz erleichtern. Dazu gehört die Erhebung und Verbreitung von Daten in einer Weise, die für das Unternehmen einfacher, für Anleger nutzbringender und für die Stakeholder allgemein verständlicher ist. Richtig ausgeführt kann dies auch Ihren Ansatz und Ihre KPIs für die ESG-Berichterstattung zukunftssicher machen und Ihnen helfen, sowohl die aktuellen als auch die künftigen Anforderungen zu verstehen und sich darauf vorzubereiten.