Ohne persönliche Kontakte hilft alle Digitalisierung nichts

In den letzten Jahren haben sich die Gesellschaft als Ganzes wie auch die Wirtschaft stark verändert. Neue – mitunter disruptive – Technologien und Themen wie künstliche Intelligenz, Blockchain, Automatisierung und Datenethik beschäftigen unseren Alltag. Im Gespräch mit Maya Bundt, Cyber Practice Leader bei Swiss Re, und Mark Meuldijk, Partner, Data & Analytics und Intelligent GRC bei KPMG Schweiz, wollen wir erläutern, welche Relevanz diese Entwicklungen haben und wie nachhaltig sie unser Leben, die Arbeitswelt und die Wirtschaft verändern werden.

Kultur lässt sich nicht von heute auf morgen verändern und schon gar nicht mit Technologie als vermeintlichem Treiber des kulturellen Wandels. Vielmehr braucht es Zeit und Leadership. Zwei rare Güter.

– Maya Bundt



Mark Meuldijk: Welche Chancen eröffnen sich durch die digitale Innovation für den Standort Schweiz?

Maya Bundt: Das ist tatsächlich ein grösseres Feld, das sich hier auftut. Wir haben in der Schweiz eine grosse Innovationskraft im Bereich der Technologie. Viele Start-ups oder Spin-offs aus den technischen Hochschulen sind gute Beispiele hierfür. Inwiefern diese auch den internationalen Durchbruch und die Marktfähigkeit ihrer Produkte erreichen, ist eine andere Frage.

Innovation alleine reicht nicht aus. Der Markt muss auch bereit sein dafür. Ich erinnere mich an das Aufkommen der Blockchain-Idee. Die ganze Welt hat panisch nach Anwendungsmöglichkeiten gesucht. Es hat dann rund sechs Jahre gedauert, bis die ersten sinnvollen Anwendungen im Business angekommen sind. Und es wird sicherlich nochmals eine Weile dauern, bis sich die Technologie in der globalen Wirtschaft gefestigt hat und einen breiten Nutzen bringt.

Aber zurück zur Schweiz: Wir sind mit unseren Universitäten, der ETH und der EPFL, aber auch mit unseren Fachhochschulen sehr gut aufgestellt, um vorne mitzumischen. 

Die Schweiz ist also eines der innovativsten Länder der Welt?

Viele Studien sagen das tatsächlich. Manchmal frage ich mich aber, ob wir in der Schweiz das richtige Umfeld für die optimale Entfaltung von innovativen Ideen haben.

Wichtig für die Innovation selbst sind wie schon erwähnt die Hochschulen und Fachhochschulen, aber auch Firmen, die in der Schweiz gute Bedingungen vorfinden. Auch Geld für Investitionen und Finanzierungen ist vorhanden, was ein entscheidender Faktor ist. Was mir im Moment etwas Sorge bereitet, ist, dass die Schweiz den Anschluss an die europäischen Forschungseinrichtungen verlieren könnte, da wir aus politischen Gründen nicht mehr mit den Horizon-Forschungsprogrammen der EU verbunden sind.

Ein Faktor, den wir nicht wegdiskutieren können, ist ausserdem die relativ geringe Grösse des Schweizer Marktes. Eine Innovation kann sich nur durchsetzen, wenn sie den Technologietransfer von der Forschung in den Markt erfolgreich meistert. Und wenn der Heimmarkt eigentlich zu klein ist, muss man früh über internationale Expansion nachdenken, was immer komplex ist und oft schiefgeht.

Wie erkennt ein Unternehmen, was ein Hype ist und nachhaltigen Erfolg verspricht?

Das ist tatsächlich nicht ganz einfach. Ein Unternehmen muss immer vom eigenen Business ausgehen. Die Frage lautet: Was ist unsere Businessstrategie und was brauchen wir, um diese Strategie umsetzen zu können?

Oft machen wir den Fehler, von einer technologischen Innovation auszugehen und dann zu fragen: «Was können wir damit machen?» Das ist der falsche Ansatz. Brauchen und wollen unsere Kunden diese Neuerung? Wird unser Produkt oder Service dadurch besser, sicherer, schneller, günstiger? Das sind die entscheidenden Fragen. «Ein Unternehmen braucht keine Digitalisierungsstrategie, sondern eine Businessstrategie; die Digitalisierung kann diese treiben oder unterstützen. 


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