Die einzige Konstante ist der Wandel

Geopolitik, Technologie, Gesellschaft und Ökologie beeinflussen die Geschicke von Unternehmen und setzen die Grenzen fest, in welchen sich diese bewegen können. Die vergangene Dekade hat zahlreiche Veränderungen in den relevanten Parametern des Geschäftsumfelds gebracht. Unternehmen, die den Wandel vorausgesehen und frühzeitig darauf reagiert haben, konnten mit einer konsequenten Ausrichtung ihrer Unternehmensstrategie an global wirkenden Trends Gewinne erzielen. So haben beispielsweise Technologiekonzerne von der Digitalisierung und zunehmenden Virtualisierung von Abläufen stark profitiert: Unter den höchstbewerteten Unternehmen der Welt finden sich namhafte Technologiekonzerne.

Auch heute steht das Umfeld von Unternehmen nicht still. Gerade die COVID-19-Pandemie zwingt Verwaltungsräte und Geschäftsleitungen, über künftige Entwicklungen und strategische Ausrichtungen nachzudenken.

Wie könnte das Geschäftsumfeld in zehn Jahren aussehen?

Wenn es nach der Europäischen Union geht, wird der Anteil der erneuerbaren Energien am Energiekonsum im EU-Raum bis 2030 rund 40 % betragen. Damit geht ein massiver Umbau des Energieversorgungssystems einher. Gemäss dem aktuellen Bericht des Weltklimarates (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass eine Erwärmung der Erde um 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bereits 2030 Tatsache sein wird (Climate Change 2030). Verknappung der Frischwasserverfügbarkeit, Trockenheit, Unwetterrisiken und weitere Auswirkungen sind die Folge davon. Dies wiederum hat Einfluss auf die Biodiversität, die Lebensmittelversorgung, die Verfügbarkeit von Rohmaterialien und Technologien. Diese Interdependenzen zeigen, dass es für Unternehmen unabdingbar ist, sich ein Bild über die Zukunft zu verschaffen und die eigene Strategie im Licht dieser Veränderungen zu überprüfen und zu hinterfragen.

Weitsichtige Unternehmen müssen sich folgende Fragen stellen:

  • Was bedeuten diese Veränderungen, sowohl im ökologischen als auch im gesellschaftlichen Bereich, für mein Unternehmen?
  • Wo besteht für mein Unternehmen Handlungsbedarf?

Globale Kräfte prägen das zukünftige Geschäftsumfeld von Unternehmen

Fünf Wirkkräfte treiben den ökologischen und sozialen Kontext ‒ und damit das Geschäftsumfeld ‒ massgeblich (Global Environment Outlook 6 | UNEP). Die Zukunft vorauszusehen bedeutet, die Folgen daraus zu verstehen.

Heute leben in der Schweiz 8,5 Mio. Menschen, 2030 werden es 9,4 Mio. sein ‒ ein Wachstum von 10%*.

  • Ein weltweites Bevölkerungswachstum von derzeit knapp 7,8 Mrd. auf ca. 8,6 Mrd. Menschen im Jahr 2030 bedeutet bei unveränderten Parametern einen höheren Druck auf ökologische Elemente ‒ insbesondere wegen des höheren Konsums.
  • Die Bevölkerung wächst vor allem in Ländern mit geringem Einkommen. Diese Länder leiden bereits heute unter einer hohen Ungleichheit in Bezug auf den Zugang zu Bildung und Arbeit sowie die Geschlechtergleichheit. Dieses Ungleichgewicht wird durch das Bevölkerungswachstum weiter akzentuiert. Die zu erwartende globale (Über-)Alterung der Bevölkerung wird verschiedene soziale und ökologische Konsequenzen zur Folge haben.

 

*Global Environment Outlook 6 | UNEP

Drei Planeten würden heute benötigt, wenn jeder Mensch wie ein Schweizer Bürger leben würde*.

  • Ökonomisches Wachstum spielt eine Schlüsselrolle bei der Armutsbekämpfung, der Schaffung sozialer Gerechtigkeit und den Friedensbemühungen, insbesondere im Lichte der prognostizierten Bevölkerungszunahme.
  • Die UN schätzt, dass die COVID-19-Pandemie bis 2030 zusätzlich mehr als 200 Mio. Menschen in extreme Armut versetzen könnte.
  • Obwohl für 2030 die Zielsetzung besteht, extreme Formen der Kinderarbeit zu eliminieren, wird davon ausgegangen, dass durch die COVID-19-Pandemie ein diesbezüglicher Rückschlag stattgefunden hat.
  • Ökonomische Entwicklungen sind mit Mehrkonsum und entsprechenden ökologischen Auswirkungen verknüpft.

 

Switzerland's ecological footprint | Federal Statistical Office

Ca. 8-10 Smartphones liegen in der Schweiz als Elektroschrott zuhause.

  • Technologische Innovation ist eine Antriebsfeder für ökonomisches Wachstum und Produktivitätssteigerung, u. a. um mehr aus bestehenden Ressourcen zu produzieren und damit Umweltprobleme zu adressieren.
  • Rasche technologische Erfolge ‒ insbesondere im Bereich der Energieversorgung ‒ sind für die Bekämpfung des Klimawandels entscheidend. Aber auch im Bereich der Ernährung sind Innovationen gefragt, um die wachsende Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen.
  • Technologische Entwicklung kann positive, aber auch negative Folgen haben. Ein Beispiel hierfür ist der sorgsame Umgang mit neuen Technologien ‒ wie z. B. künstliche Intelligenz oder elektronischer Abfall.

In der Schweiz hat sich die Durchschnittstemperatur seit der vorindustriellen Zeit um rund zwei Grad Celsius erhöht – gut doppelt so viel wie im weltweiten Durchschnitt*.

  • Die Welt hat sich zur Bekämpfung des Klimawandels verpflichtet. Es sind jedoch bereits jetzt irreversible Änderungen im Gange.
  • Die Erderwärmung seit dem vorindustriellen Zeitalter beträgt ca. 1,1 Grad.
  • Die Wahrscheinlichkeit extremer Wetterereignisse ‒ wie z. B. Fluten, Stürme und Dürren ‒ sowie weiterer physischer Risiken nimmt zu und wirkt sich direkt auf verschiedene ökologische Aspekte ‒ wie z. B. die Frischwasserverfügbarkeit oder die ökonomische Entwicklung ‒ aus. Bis 2030 wird sich die Situation gemäss IPCC weiterhin zuspitzen.
  • Der Klimawandel wirkt sich negativ auf diverse gesundheitliche Aspekte aus und führt zu Migrationsdruck bzw. zusätzlicher Urbanisierung.

 

Klimawandel in der Schweiz

Drei Viertel aller Menschen wohnen in Städten oder deren direktem Einzugsgebiet*.

  • Bereits heute lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Dieser Trend wird sich weiterhin fortsetzen ‒ bis 2030 werden es ca. 3/5 sein.
  • Urbane Gebiete bieten höhere Einkommen sowie ideale Voraussetzungen für Innovation und ökonomisches Wachstum. Sie üben aber auch einen hohen Druck auf die Umwelt und die sozialen Aspekte aus. Zirka ein Drittel der Bevölkerung in urbanen Gebieten lebt unter slumähnlichen Bedingungen.
  • Städte zeigen ein hohes Potenzial für Effizienz und für die Umsetzung von verschiedenen Nachhaltigkeitszielen.

 

Stadt und Land

Diese Wirkkräfte führen zu Veränderungen, die von Wirtschaft und Unternehmen nicht ignoriert werden können: Ressourcenknappheit, Süsswassermangel, soziale Ungleichheit, Verlust an Biodiversität sowie Nahrungsunsicherheit sind nur einige Beispiele hierfür. Nur mit ganzheitlichen Lösungsansätzen kann eine grundlegende Transformation hin zu einer nachhaltigen Entwicklung gelingen. Die Politik versucht mit entsprechenden Massnahmen, das Umfeld in die gewünschten Bahnen zu lenken.

UN-Agenda 2030 für eine nachhaltige Zukunft

Mit den 17 Sustainable Development Goals (SDGs) haben die Vereinten Nationen im Jahr 2015 zukunftsweisende Ziele für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung verabschiedet, die bis 2030 global von allen UNO-Mitgliedstaaten erreicht werden sollen. Die 17 Ziele fokussieren auf die drängendsten Herausforderungen unserer Zeit und liefern einen Handlungsrahmen für die Politik. Sie sollen Unternehmen Orientierung bei der Ausrichtung ihrer Unternehmensstrategie bieten.

Entwicklungen in der Schweiz (SNE 2030)

In der Schweiz hat der Bundesrat mit seiner Strategie für eine nachhaltige Entwicklung 2030 (SNE 2030) die politische Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele in der Schweiz skizziert. Als Strategie formuliert er Leitlinien für die zukünftige Bundespolitik und legt Ziele bis 2030 sowie innen- und aussenpolitische strategische Stossrichtungen mit entsprechenden politischen Schwerpunkten fest. Unternehmen können sich somit bereits heute ein Bild davon machen, was sie in diesen Bereichen zu erwarten haben, und sich entsprechend ausrichten.

Schwerpunkte

  1. Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion
  2. Klima, Energie und Biodiversität
  3. Chancengleichheit und sozialer Zusammenhalt

Ein Aktionsplan für die Jahre 2021‒2023 konkretisiert die Nachhaltigkeitsstrategie 2030 durch ausgewählte neue Massnahmen auf Bundesebene, welche unter Berücksichtigung bereits bestehender politischer Programme definiert werden. Damit gehen Veränderungen im operativen Umfeld von Unternehmen einher, welche es zu erkennen gilt. Denn nur so lassen sich Chancen nutzen und Risiken frühzeitig minimieren.

Niemand kann sich verstecken

Obwohl viel Unsicherheit besteht und diverse Nachhaltigkeitsziele derzeit noch nicht erreichbar scheinen, zeigen jüngste politische Aktivitäten (beispielsweise auf EU-Ebene), aber auch ein steigendes gesellschaftliches Bewusstsein und damit einhergehende Veränderungen der Konsumentenpräferenzen, dass sich die Rahmenbedingungen für Unternehmen grundlegend verändern werden.

Ein durchdachtes Zukunftsbild ist entscheidend für eine erfolgreiche und verantwortungsbewusste strategische Ausrichtung der Unternehmen. Langfristige Szenarien können aufzeigen, wie die wichtigsten Umfeldparameter zukünftig aussehen werden. So können Unternehmensentscheidungen unter Berücksichtigung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Entwicklungen getroffen werden, zum Beispiel in Bezug auf Investitionen in die Infrastruktur, intellektuelles Eigentum oder neue Technologien. Firmen mit wasserintensiven Produktionsprozessen werden sich die Frage stellen müssen, wie sie mit einer zunehmenden Verknappung oder Verschiebung der entsprechenden Verfügbarkeiten umgehen. Wichtig dabei ist, mit verschiedenen Szenarien zu arbeiten, um die Resilienz der gewählten Strategie gegenüber alternativen Entwicklungen zu testen. Je nach Entwicklung ergeben sich unterschiedliche Chancen und Risiken. Klar ist nur eines: Kein Unternehmen wird sich den Veränderungen entziehen können.

Sprechen Sie mit unserem ESG-Experten

Die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsthemen sind omnipräsent und fördern sowohl Chancen als auch Risiken für jedes Unternehmen. Unsere Experten bieten Einblicke in die für Sie relevanten Bereiche. Sprechen Sie mit uns. Wir freuen uns darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.

Mehr entdecken

Eine nachhaltige Zukunft betrifft uns alle. Halten Sie Schritt mit dem rasanten Tempo des Wandels. Hier finden Sie weitere Veröffentlichungen, Expertengespräche mit führenden Partnern aus Wirtschaft, Gesellschaft oder Politik sowie einen Überblick über unsere Nachhaltigkeitsdienstleistungen.