Klimawandel, Urbanisierung, Bevölkerungswachstum und weitere globale Megatrends beeinflussen jedes Unternehmen auf unterschiedliche Art und Weise. Die daraus resultierenden Risiken und Chancen fordern Unternehmen, ihre Strategien zu hinterfragen.

Strategische Differenzierung als Ambition

Eine effektive und glaubwürdige strategische Ausrichtung bedeutet für Unternehmen eine konsequente Verpflichtung und bedingt eine Anpassung der strategischen Zielsetzungen des Kerngeschäfts an die gesellschaftlichen Herausforderungen im Nachhaltigkeitskontext. Gemeint sind dabei jedoch nicht etwa eine Verstärkung philanthropischer Bemühungen oder die Lancierung einzelner grüner Produkte. Unternehmen sollten sich auf die Chancen fokussieren, welche sich aus den Veränderungen im Umfeld ergeben, und sich dadurch strategische Vorteile verschaffen. Die Vision einer Welt, in welcher die Grundbedürfnisse aller ‒ mit gleichen Rechten ‒ innerhalb der planetaren Grenzen gewährleistet sind, dient dabei als Leitplanke. Als Grundgedanke für die Entwicklung der UN-Nachhaltigkeitsziele spiegelt diese Vision sowohl gesellschaftliche Bedürfnisse als auch politische Stossrichtungen wider.

Unternehmen können dabei auf vielfältige Weise zur Erreichung der Vision beitragen. Sie können ihr Kerngeschäft beispielsweise konsequent dekarbonisieren, um dem Klimawandel entgegenzutreten, oder ihre Ressourceneffizienz, z. B. durch vermehrte Integration zirkulärer Denkansätze, erhöhen. Vielfach ist hierfür ein Umdenken in Bezug auf das Produktportfolio zwingend. Mit Blick auf die Automobilindustrie, die Gebäudeentwicklung oder die Energieversorgung lässt sich einfach erkennen, dass hier ein grosses Differenzierungspotenzial vorhanden ist.

Aber auch in anderen Bereichen, wie z. B. im Gesundheitswesen oder im Ernährungsbereich, ergeben sich Chancen für Unternehmen, sich durch die Verbesserung der Lebensumstände ihrer Zielgruppe(n) vorteilhaft zu positionieren. Selbstverständlich soll sich daraus eine Win-Win-Situation für die Umwelt und die Unternehmen ergeben. Der sogenannte Shared-Value-Ansatz zielt darauf ab, dass Unternehmen durch die Schaffung gesellschaftlicher Mehrwerte auch wirtschaftlich erfolgreich sind und die entsprechende Neuausrichtung sich deshalb auch lohnt.

Wie kann eine solche Vision auch in die Tat umgesetzt werden?

Auswirkungen der globalen Megatrends auf Unternehmen und die daraus resultierenden Chancen und Risiken (2017)

global sustainability Megtrends

Magali Anderson, Chief Sustainability and Innovation Officer von Holcim, im Gespräch mit Silvan Jurt, Partner und Leiter der Nachhaltigkeitsdienste bei KPMG.

Holcim verfolgt eine ambitionierte Strategie, die eine Net Zero-Zukunft für Mensch und Planet anstrebt. Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung einer solchen Strategie? Wie setzt Holcim Prioritäten bei seinen Massnahmen? Warum ist die Kreislaufwirtschaft ein wesentlicher Faktor in diesem Prozess und wie kann Holcim das Ziel erreichen, bis 2030 100 Millionen Tonnen Materialien zu rezyklieren? Magali Anderson spricht über ihre Erfahrungen und Erkenntnisse sowie ihre Eindrücke von der UN-Klimakonferenz in Glasgow 2021 (COP26).


Ganzheitliche Integration mit aller Konsequenz

Um eine fundamentale Neuausrichtung in die Tat umzusetzen und den Nachhaltigkeitsgedanken im Unternehmen zu verankern, muss der diesbezügliche Entscheid von der obersten Führungsebene getragen werden und setzt eine ganzheitliche Einbettung dieser Vision ins Unternehmen voraus. Dies bedeutet, dass die Zielsetzung bereits bei der Produktentwicklung, beim Einkauf und bei der Produktion als Entscheidungsgrundlage dient und durch die Einbettung in das Governance-Framework, das Controlling sowie finanzielle Anreizsysteme gestützt wird.

Wesentlich ist dabei auch die Integration ins Risiko-(und Chancen!-)management. Werden beispielsweise Produktionsstandorte durch verstärkte Dürreperioden in ihrer Wasserversorgung eingeschränkt, gilt es zu eruieren, was dies für die Lieferfähigkeit des betreffenden Unternehmens bedeutet. Ergeben sich allenfalls durch zunehmende physische Risiken Auswirkungen auf die Zulieferer, und ist das Unternehmen genügend robust aufgestellt? Fraglos muss sich das Risikomanagement weiterentwickeln, um die Eigenarten solcher Megatrends berücksichtigen zu können.

Eine konsequente Ausrichtung an gesellschaftlichen Herausforderungen bedeutet ausserdem, dass sich ein Unternehmen mit den Bedürfnissen seiner wesentlichen Anspruchsgruppen ‒ wie zum Beispiel Kunden, Investoren oder Mitarbeitenden ‒ auseinandersetzt.

Die zeitgemässe Entwicklung einer Strategie erfordert deshalb auch einen laufenden Austausch mit den verschiedenen Anspruchsgruppen, damit Veränderungen sowohl aus der Innen- als auch der Aussenperspektive integriert werden können und das Unternehmen sich an den entsprechenden Interessen und Bedürfnissen ausrichten kann.


Accounting ist ein Schlüssel zum Erfolg

Glaubwürdige Nachhaltigkeitsstrategien schaffen Mehrwerte ‒ für die Gesellschaft und die betreffenden Unternehmen. Dies lässt sich auch messen. Hier sind die Accounting-Verantwortlichen gefragt und aufgefordert, sich auf neue Pfade zu begeben. So muss in Zukunft auch der Umgang mit ökologischen oder sozialen Kapitalien in strategische Entscheidungen einfliessen, vor allem auch deshalb, weil bislang externalisierte Auswirkungen von unternehmerischen Aktivitäten zunehmend internalisiert werden. 

Ein gutes Beispiel hierfür sind die CO2-Preise, welche die Emissionen von Unternehmen verteuern. In der Vergangenheit genossen diese aufgrund ihres geringen finanziellen Aufwands für die Unternehmen ‒ trotz hoher gesellschaftlicher Kosten und Auswirkungen auf die Umwelt ‒ nur wenig Beachtung, wenn es um unternehmerische Entscheidungen ging. Durch die zunehmende Internalisierung ist diese Externalität nun jedoch vermehrt auf der Erfolgsrechnung wiederzufinden und wird damit zum Bestandteil von Entscheidungsfindungsprozessen.

Unternehmen mit hohen Emissionen haben diese Entwicklung teilweise bereits frühzeitig antizipiert und beispielsweise Schattenpreise einfliessen lassen. Aber auch andere Auswirkungen von Unternehmen haben über die Unternehmensgrenzen hinaus einen Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft und können sogar monetär beziffert werden. Organisationen wie zum Beispiel die Value Balancing Alliance arbeiten an einer entsprechenden Standardisierung. Eine solche Monetarisierung kann dabei helfen, nicht-finanzielle Aspekte in Entscheidungsfindung und Strategieentwicklung zu integrieren und stellt darum ein zunehmend wertvolles und gefragtes Instrument dar. Sie ist ein Schlüssel bei der Verknüpfung ökonomischer Überlegungen mit ökologischen, und sozialen Auswirkungen.

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