• Rekordhoher Anstieg der verwalteten Vermögen von CHF 373 Mrd. auf insgesamt CHF 3'263 Mrd. und starkes Gewinnwachstum. Haupttreiber waren rekordhohe Netto-Neugelder und sehr positive Finanzmärkte.
  • Zunehmende Konzentration auf die «Big8», die aufgrund starken Wachstums 80% der verwalteten Vermögen der analysierten Banken halten. Neben UBS und Credit Suisse werden die «Big8» das Schweizer Private Banking langfristig dominieren.
  • Zunehmende geopolitische und makroökonomische Herausforderungen und Unsicherheiten vergrössern die Schere zwischen gut positionierten und schwachen Privatbanken und beschleunigen die Konsolidierung.

2021 war ein goldenes Jahr für die Privatbanken in der Schweiz. Die verwalteten Vermögen stiegen im vergangenen Jahr um CHF 373 Mrd. (12,9%) und betragen neu CHF 3’263 Mrd. Nettoneugelder in Höhe von CHF 131 Mrd. sowie die Performance in Höhe von CHF 234 Mrd. aufgrund der sehr positiven Aktien- und Devisenmärkte trugen massgeblich zum Wachstum bei. Bei 91% der Banken stiegen die verwalteten Vermögen im Jahr 2021, wobei der Medianwert ein Rekordwachstum von 13,7% erreichte. Der Bruttogewinn stieg im 2021 auf CHF 5,8 Mrd. an und die Erträge auf CHF 19,7 Mrd. «Die Zahlen belegen, dass das Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft die grossen Herausforderungen gemeistert hat und den Status als führendes globales Wealth Management Center erfolgreich verteidigen konnte», sagt Studienleiter Christian Hintermann, Partner Financial Services bei KPMG Schweiz.

Trotz dieser hervorragenden Ergebnisse öffnet sich die Schere zwischen starken und schwachen Privatbanken weiter. Die Zahl der Banken mit operativen Verlusten stieg in den letzten drei Jahren trotz sehr positivem Umfeld stark an. Der Median der Eigenkapitalrendite lag für starke Banken bei 10,1% und für schwache Banken bei -2,0%. «Die starken Banken gehen sehr robust in ein sich klar eintrübendes makroökonomisches Umfeld. Für die schwachen und die mittelstarken Banken wird das unsichere wirtschaftliche Umfeld eine grosse Herausforderung, was erneut zu einem beschleunigten Rückgang der Anzahl Privatbanken führen wird», ergänzt Philipp Rickert, Leiter Financial Services von KPMG Schweiz.

«Big8» werden die Schweizer Privatbankenlandschaft längerfristig dominieren

Mit der Aufweichung des Bankgeheimnisses sowie der zunehmenden Steuertransparenz durch den Automatischen Informationsaustausch haben viele Privatbanken strategische und operative Verbesserungen vorgenommen und in die Neupositionierung ihres Geschäftes investiert. Mit entsprechendem Erfolg: unter Ausklammerung von UBS und Credit Suisse hebt sich je länger je mehr eine Achtergruppe von grossen Schweizer Privatbanken ab, auf die fast 80% der verwalteten Vermögen der analysierten Banken und fast 90% des Bruttogewinns entfallen.

«Das hohe Wachstum ist die Folge des anhaltenden Erfolgs auf dem Markt. Durch einen besseren Kundenservice und überdurchschnittlicher Performance ist es den «Big8» gelungen, bestehende Kunden an sich zu binden, ihren ‘share of wallet’ zu erhöhen und neue Kunden zu gewinnen», erklärt Philipp Rickert. Entscheidend ist, dass der Erfolg diese Banken in die Lage versetzt, die besten Mitarbeitenden anzuziehen und kontinuierlich in qualitativ hochwertige Dienstleistungen, massgeschneiderte Produkte und digitale Initiativen zu investieren. Dies ermöglicht es den Banken, ihre Ertragsmargen in einem hart umkämpften Markt zu stabilisieren.

Die Zahl der Privatbanken in der Schweiz ist von 99 Ende 2020 auf 92 im Juni 2022 gesunken. Die starke Transaktionsdynamik mit zehn M&A-Transaktionen im ersten Quartal 2022 kam aufgrund der durch den Krieg in der Ukraine entstandenen Unsicherheit, der steigenden Inflation und Zinsen sowie der Angst vor einer drohenden Rezession zum Stillstand.

Branche der unabhängigen Vermögensverwalter vor fundamentaler Transformation

Der Schweizer Sektor der unabhängigen Vermögensverwalter (UVV) hat in den letzten Jahren ebenfalls erfolgreich gewirtschaftet. 37 der grössten UVV verwalten Kundenvermögen von mehr als CHF 100 Mrd. Dies übersteigt die kombinierten Kundenvermögen von CHF 69 Mrd. der 29 kleinen hier berücksichtigten Privatbanken. Doch auch der UVV-Markt ist in Bewegung: Höhere regulatorische Anforderungen, ein wachsendes Interesse ausländischer Private Equity-Investoren und eine alternde Beraterbasis, die kurz vor der Pensionierung steht.

Bis Ende Juli 2022 hatten als Folge des schweizerischen Finanzinstitutsgesetzes (FINIG) nur rund 400 von 2'100 UVV eine Bewilligung der FINMA erhalten. «Bei den meisten unabhängigen Vermögensverwaltern handelt es sich um sehr kleine Unternehmen, die unter dem derzeitigen Zeitdruck ihr Geschäft eher verkaufen, als eine Lizenz zu beantragen. Dies könnte zu einem erheblichen Anstieg der M&A-Aktivitäten oder zum Verschwinden vieler kleiner Akteure führen», erklärt Christian Hintermann.

Ausblick: Gegenwind in den kommenden Jahren beschleunigt Konsolidierung

Nach vielen Jahren steigender Bewertungen an den Finanzmärkten und zehn Jahren Negativzinsen kehrt die Inflation zurück und die Zinsen steigen. Die Gruppe der starken Privatbanken ist gut positioniert, um sich dem gegen den klar zunehmenden Gegenwind, ausgelöst durch eine immer wahrscheinlich werdende wirtschaftliche Stagnation oder gar Rezession, zu stellen. Der Handlungsdruck auf die schwächeren Banken, welche während einer rekordlangen Börsenhausse profitieren konnten, wird sich jedoch markant erhöhen. KPMG Schweiz geht davon aus, dass diese neue Realität den Konsolidierungsbedarf unter den schwächeren Privatbanken der Schweiz erhöht und sich eine neue Welle von Marktaustritten und eine stärkere Konzentration auf dem Schweizer Finanzplatz zeigen wird.

Methodik
In der jährlichen Studie «Clarity on Swiss Private Banks» untersuchten KPMG und die Universität St. Gallen (HSG) insgesamt 76 in der Schweiz und 11 in Liechtenstein tätige Privatbanken und beurteilten die Performance dieser Institute sowie die wichtigsten Branchentrends.