Turbulente Finanzmärkte machten das Jahr 2022 zu einer grossen Herausforderung. Die Auswirkungen waren im gesamten Private Banking Markt zu spüren, der nach wie vor stark von den Marktbewegungen abhängig ist. Dies führte zu einem performancebedingten Rückgang der verwalteten Vermögen (AuM), begrenzter M&A-Aktivität und geringeren Nettoneugeldzuflüssen (NNM) – die verwalteten Vermögen fielen auf das Niveau von 2020 zurück. Die höheren Zinsen erwiesen sich für viele Banken als Retter in der Not. Sie verliehen dem Zinsertrag und der Profitabilität einen dringend benötigten Schub.

Auf der Suche nach der nächsten Stufe profitablen Wachstums, müssen die Banken mit den Kosten und der Komplexität des grenzüberschreitenden Geschäfts, dem Mangel an Talenten, fehlender grösserer M&A-Möglichkeiten und den anhaltenden geopolitischen Spannungen fertig werden. Die Entwicklung ihrer Fähigkeiten, organisches Wachstum zu generieren, wird entscheidend sein. Inkrementelle Performanceverbesserungen werden immer schwieriger, aber die Banken müssen einen Weg finden, diese Hürden zu überwinden und mehr Profitabilität und Wachstum zu steigern.

Lesen Sie mehr darüber, wie die Schweizer Privatbanken abgeschnitten haben und was die Zukunft für die stärksten und schwächsten unter ihnen bringen könnte.

Kernaussagen

Die Big 8 Privatbanken waren von den schwierigen Bedingungen des letzten Jahres am stärksten betroffen, erzielten aber dennoch starke Ergebnisse. Einige kleine Banken schnitten ebenfalls gut ab. Sie haben ihr Geschäftsmodell in den letzten Jahren umgestellt, konnten die Kosten stabil halten und den Rückgang der Kommissionserträge begrenzen. Die Zahl der kleinen leistungsschwachen Banken sank von 15 im Jahr 2021 auf neun im vergangenen Jahr.

Ein Anstieg der Zinserträge bewahrte viele Banken vor Verlusten oder der Einstufung als leistungsschwache Banken. Jedoch liegen das Kosten-Ertrags Verhältnis und die Eigenkapitalrendite RoE der leistungsschwachen Banken weiterhin bei sehr hohen 97% bzw. 0.1%. Sie konnten sich bisher einem Ausstieg aus dem Markt entziehen, aber vermutlich nicht mehr lange. 

Da die Kommissionserträge im letzten Jahr aufgrund der Turbulenzen an den Finanzmärkten deutlich zurückgingen, kommt der Anstieg der Zinserträge zum richtigen Zeitpunkt. Sie stiegen insgesamt um mehr als 50% oder rund CHF 1,4 Milliarden. Die Median Zinsmarge stieg von 10 Basispunkten auf 18 Basispunkte und erreichte wieder das Niveau vor der Finanzkrise von 18 Basispunkten im Jahr 2007 und 19 Basispunkten im Jahr 2008.

In vielen Fällen haben die Zinserträge eine Reihe anderer Schwierigkeiten mehr als kompensiert: Verwaltete Vermögen, die um mehr als 10% auf das Niveau von 2020 zurückgegangen sind, rückläufige Mandatsdurchdringung, eingeschränkte Kundenaktivität bei gleichzeitigem Deleveraging, und Kunden die mehr Bargeld halten. 

Obwohl das Jahr 2022 massive Turbulenzen und Herausforderungen mit sich brachte, führte es kaum zu strukturellen Veränderungen. Die Anzahl der Privatbanken hat sich von 92 Ende 2021 auf 89 Ende März 2023 reduziert, wobei ausschliessliche kleine, leistungsschwache Banken ausgeschieden sind. Den Grossteil der M&A Aktivität betrafen unabhängige Vermögensverwalter, mit nur geringfügigen Auswirkungen auf die verwalteten Vermögen der Branche.

Während die Banken versuchen ihre Profitabilität zu verbessern, haben vor allem mittelgrosse Banken Mühe und einige von ihnen müssen sich möglicherweise nach einem Käufer oder strategischen Partner umsehen. Zudem erwarten wir, dass mehr leistungsschwache kleine Banken aus dem Markt ausscheiden werden und grosse Banken nach Möglichkeiten im Ausland suchen, um ihr Wachstum wieder anzukurbeln. Dies wird in Zukunft zu mehr Fusionen und Übernahmen führen.

Nach einem Rekordhoch von CHF 131 Mrd. im Jahr 2021 erreichten die Nettoneugelder der Branche den niedrigsten Stand seit 2018. Der Rückgang auf CHF 45 Mrd. im Jahr 2022 wurde durch einen drastischen Rückgang der Nettoneugelder bei grossen Banken um CHF 80 Mrd. verursacht. Im Gegensatz dazu war das Nettoneugeld der kleinen Banken beeindruckend. Obwohl sie nur 6% der verwalteten Vermögen der Branche halten, generierten sie im vergangenen Jahr 17% der Nettoneugelder.

Angesichts der Tatsache, dass die Schweiz als sicherer Hafen gilt, war dieser Rückgang der Nettoneugelder in solch turbulenten Zeiten unerwartet. Während die Vermögen der reichsten Menschen der Welt weiter anwachsen, hatten die Schweizer Banken Mühe, von diesem Wachstum zu profitieren.

Trotz des Rückgangs der verwalteten Vermögen im vergangenen Jahr konnten die kleinen und mittelgrossen Banken robuste Gewinne erzielen und den Bruttogewinn sogar deutlich steigern. Allerdings stieg auch das Kosten-Ertrags Verhältnis von 80,6% auf 81,3% und bleibt somit hartnäckig am oberen Ende der letzten Jahre. Das Kosten-Ertrags Verhältnis variiert erheblich zwischen den einzelnen Performance Clustern mit 60,6% bei leistungsstarken und 97,2% bei leistungsschwachen Banken - blieb aber in den letzten fünf Jahren in den meisten Clustern erstaunlich stabil.

Es stellt sich damit die Frage, ob die Banken ihre Untergrenze beim Kosten-Ertrags Verhältnis erreicht haben, oder ob sie diese durch Anpassungen des Geschäftsmodells weiter verbessern können. Kann dies durch Wachstum, Skaleneffekte oder höhere Effizienz geschehen? Eines ist aber klar: Es benötigt radikalere Veränderungen als die kleinen Fortschritte, die wir in den letzten Jahren gesehen haben.


HSG Deep Dive über die Performance der letzten 12 Jahre

Zum 12. Mal in Folge hat die HSG an unserer Studie "Clarity on Swiss Private Banks" mitgewirkt und eine detaillierte Analyse der Schweizer Privatbanken erstellt, die unsere Studie ergänzt und bestätigt. In diesem Jahr konzentriert sich die HSG Analyse auf die langfristige Performance der Banken über den Zeitraum von 2010 bis 2021. Anhand von Schlüsselkennzahlen wie der Eigenkapitalrendite und des Kosten-Ertrags Verhältnisses wird die Performance der acht grössten Privatbanken der Schweiz im Vergleich zu derjenigen kleinerer Bankengruppen analysiert.

Die Publikation bietet spannende Einblicke in die Entwicklung der Schweizer Privatbanken über die letzten 12 Jahre und zeigt, wie unterschiedliche Strategien zu unterschiedlichem Erfolg geführt haben. Sie stellt auch einen Zusammenhang zwischen der Anzahl Vollzeitstellen und der durchschnittlichen Profitabilität der 75 untersuchten Banken her.


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