Mehr als drei Viertel der weltweit größten Unternehmen berichten nicht über Risiken durch Biodiversitätsverlust. Zu diesem Ergebnis kommt die KPMG Studie „The Time has come“. Dazu wurde die Unternehmensberichterstattung von 5.200 Unternehmen untersucht – jeweils die 100 umsatzstärksten Firmen aus 52 Ländern.
Laut der Umfrage spielen Unternehmen eine entscheidende Rolle bei der Bewältigung der inhärenten, existenziellen Risiken des Verlusts an biologischer Vielfalt. Dennoch legen derzeit weniger als ein Viertel (23 Prozent) der Unternehmen weltweit, die vom Verlust biologischer Vielfalt bedroht sind, dieses Risiko in ihrer Unternehmensberichterstattung offen. Im Angesicht dessen, dass das Artensterben viel schneller als jemals zuvor geschieht, ist es offensichtlich, dass dringender Handlungsbedarf besteht. Gleichzeitig hängen etwa USD 44 Bio wirtschaftlicher Wertschöpfung – mehr als die Hälfte des globalen BIP – zu Teilen beziehungsweise sehr stark an der Natur und ihren Erträgen.
„Es ist wichtig, dass sich die Verantwortung, die Unternehmen tragen, in ihrer Berichterstattung wiederfindet“, so KPMG Partner Peter Ertl. Die Anzahl der N100-Unternehmen (100 umsatzstärksten Unternehmen jedes Landes), die nichtfinanzielle Informationen aufzeigen, ist in Österreich zwar gestiegen, im Vergleich zum Rest Europas und den deutschsprachigen Nachbarländern weiterhin unterdurchschnittlich. Hier gibt es Aufholpotential. Bei der letzten Erhebung im Jahr 2017 war Österreich bezüglich integrierter Berichterstattung im weltweiten Vergleich auf der Überholspur, nun sind die Zahlen entgegen dem internationalen Trend für 2019 leicht rückläufig. „Dennoch bin ich optimistisch und zuversichtlich, dass eine Trendumkehr bei heimischen Unternehmen stattfinden wird“, ergänzt Ertl.
Die Risiken kennen und nennen
96 Prozent der 250 der umsatzstärksten Unternehmen weltweit berichten über Nachhaltigkeit. Risiken im Zusammenhang mit biologischer Vielfalt werden von der globalen Geschäftswelt jedoch nach wie vor deutlich unterbewertet. Weniger als ein Drittel (28 Prozent) gefährdeter Unternehmen legen Risiken, die im Bezug mit der Biodiversität stehen, offen. Der Bergbau ist laut der aktuellen Umfrage der einzige Industriesektor, in dem eine knappe Mehrheit (51 Prozent) der Unternehmen derzeit Risiken aufweist, die im Zusammenhang mit der Biodiversität stehen. Lateinamerikanische Unternehmen melden am ehesten ein Biodiversitätsrisiko (31 Prozent), nordamerikanische Unternehmen am seltensten (13 Prozent).
Ebenfalls an Bedeutung gewinnen in Österreich die sogenannten UN Sustainable Development Goals (SDG), die 17 Ziele für Nachhaltige Entwicklung. „Seit 2017 hat sich der Anteil der Unternehmen, welche die SDGs mit ihren Geschäftsaktivitäten verknüpfen, von 37 Prozent auf 74 Prozent verdoppelt. Dabei geben allerdings nur wenige Unternehmen konkret an, inwiefern ihre Geschäftstätigkeit die Erreichung der SDGs beeinflusst. Bemühungen sollten zukünftig auf eine ausgewogene Berichterstattung gerichtet werden“, berichtet KPMG Managerin Michaela Schmiedchen.
Die Umfrage zeigt weiters, dass jene beiden UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sich auf die Bewältigung der globalen Herausforderung der biologischen Vielfalt konzentrieren („SDG 14: Das Leben unter Wasser“ und „SDG15: „Das Leben an Land“), die am wenigsten priorisierten aller 17 SDGs der Unternehmen weltweit sind.
Weitere wichtige Ergebnisse der KPMG Survey of Sustainability Reporting 2020:
Hier kommen Sie zur Studie "The time has come".
Diese Studie wurde 2020 von Klima- und Nachhaltigkeitsexperten von KPMG Unternehmen durchgeführt. Sie überprüften die Unternehmensberichterstattung der 5.200 größten Unternehmen nach Umsatz in 52 Ländern, einschließlich der 250 größten Unternehmen der Welt, wie im Fortune Global 500 Ranking für 2019 definiert. Die Berichterstattung umfasste jährliche Finanz- oder integrierte Berichte, Nachhaltigkeitsberichte, eigenständige Berichte und Unternehmenswebsites, die zwischen dem 1. Juli 2019 und dem 30. Juni 2020 veröffentlicht wurden. Dies ist die 11. Ausgabe des KPMG Survey of Sustainability Reporting, die erstmals 1993 veröffentlicht wurde.
Diese Forschung wurde von KPMG IMPACT durchgeführt, einer neu gegründeten Initiative von KPMG Unternehmen. KPMG IMPACT bringt Fachleute und Fachexperten aus der globalen Organisation von KPMG zusammen, um die Umsetzung der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDGs) zu unterstützen.