Das Volumen der Fintech Deals und die Gesamtinvestitionen in Fintechs sanken im ersten Halbjahr 2022 wieder auf das Niveau von 2019 und 2020. Grund dafür war die wachsende Sorge vor einer möglichen Rezession. Die Unsicherheiten in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine, die anhaltenden Herausforderungen in der Lieferkette sowie die steigende Inflation bzw die steigenden Zinssätze belasteten sowohl öffentliche als auch private Unternehmen. Dies geht aus dem aktuellen KPMG Report „Pulse of Fintech H1 2022“ hervor. Der Report untersucht halbjährlich die wichtigsten Trends und Aktivitäten auf dem weltweiten Fintech-Markt.

Die Ergebnisse im Überblick

  • Die weltweiten Investitionen in Fintech-Unternehmen sanken von USD 111,2 Mrd bei 3.372 Deals in H2'21 auf USD 107,8 Mrd bei 2.980 Deals in H1'22. Die gesamten Fintech-Investitionen und das Transaktionsvolumen gingen sowohl in Amerika als auch in der EMEA-Region zurück, während die Asien-Pazifik-Region einen neuen jährlichen Höchststand verzeichnete, obwohl die Zahl der Deals zurückging.
  • Der größte Teil der Fintech-Investitionen entfiel im ersten Halbjahr 22 auf den Zahlungsverkehr (USD 43,6 Mrd), gefolgt von Kryptowährungen (USD 14,2 Mrd).
  • Die Venture Capital-Investitionen gingen weltweit von USD 66,5 Mrd in H2'21 auf USD 52,6 Mrd in H1'22 zurück. Während in Nord- und Südamerika die meisten Venture Capital-Finanzierungen getätigt wurden (USD 27,2 Mrd), verzeichnete die EMEA-Region ein neues Rekordniveau bei den Finanzierungen innerhalb von sechs Monaten (USD 16,6 Mrd), angeführt von den beiden weltweit größten Fintech Deals: USD 1,1 Mrd von Trade Republic aus Deutschland und USD 1 Mrd von Checkout.com aus Großbritannien.
  • Die Turbulenzen an den öffentlichen Märkten hatten im ersten Halbjahr 22 erhebliche Auswirkungen auf die Bewertungen vieler börsennotierter Technologieunternehmen, einschließlich Fintechs. In Verbindung mit anderen schwierigen Marktfaktoren brachte dies die IPO-Aktivität fast zum Stillstand.

Europa

In Europa gab es im ersten Halbjahr 22 nur zwei Fusionen und Übernahmen im Wert von mehr als USD 1 Mrd: die USD 3,9 Mrd teure Fusion von Nexi und SIA aus Italien und die USD 1,8 Mrd teure Übernahme von Interactive Investor aus Großbritannien durch Abrdn. Die Venture Capital-Investitionen stiegen zwischen H2'21 und H1'22 von USD 14,3 Mrd auf USD 16,6 Mrd und übertrafen damit leicht das bisherige Rekordhoch von USD 16,4 Mrd aus H1'21. Auch die Private Equity-Finanzierung erreichte in H1'22 einen Rekordwert von USD 2,8 Mrd.

Trends

  • Da die Zinssätze weiter steigen, wird Kapital teurer werden. Dies wird sich auf die Bewertungen auswirken und die Anleger dazu veranlassen, sich verstärkt auf Cashflow, Umsatzwachstum und Rentabilität zu konzentrieren.
  • Fusionen und Übernahmen werden zunehmen, da Unternehmen und Private Equity-Firmen nach Schnäppchen Ausschau halten.
  • Das Interesse an der Automatisierung der Cybersicherheit bleibt, unter anderem zur Bewältigung des Fachkräftemangels sowie zur Verbesserung der Betriebseffizienz.
  • B2B-Lösungen, die Unternehmen dabei helfen, effizienter zu werden oder ihnen ermöglichen, ihr Leistungsangebot zu erweitern, werden für Investoren attraktiver.
  • Fintechs konzentrieren sich weiterhin auf datengesteuerte Lösungen.
  • Investitionen in Kryptowährungen und Blockchain gehen in Richtung Infrastruktur.