Neben ökologischen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten rücken zunehmend auch Regularien in den Fokus. Mit den steigenden Anforderungen wächst der Druck auf Unternehmen, ihre ESG-Ziele zu erreichen. Das ruft die Einführung einer unternehmensweiten ESG-Steuerung und -Planung auf den Plan.

Klimawandel, Kreislaufwirtschaft, Menschenrechte, Ressourcennutzung, Unternehmensethik – nur ein paar Beispiele dafür, warum ESG (Environmental, Social, Governance) das aktuelle Thema ist. Der Druck auf Unternehmen seitens Regulatorik, Investoren, Markt und Gesellschaft steigt. Der richtige Zeitpunkt mit den Vorbereitungen für die Einführung einer unternehmensweiten IT-gestützten ESG-Steuerung zu starten ist genau jetzt.

In der Praxis

Die Einführung einer voll automatisierten und integrierten ESG-Steuerung ermöglicht eine zielgerichtete Steuerung von Nachhaltigkeitsaspekten im Unternehmen. Als Startpunkt dient hierfür die Auswahl und Einführung der entsprechenden messbaren KPIs (zB CO2-Emission auf Produktebene) oft auf Basis der bereits etablierten Berichtsstandards in diesem Bereich (WEF, GHG, GRI etc). Zur weitestgehend automatisierten Erhebung der erforderlichen Nachhaltigkeitsdaten und -informationen werden, sehr vereinfacht dargestellt, auf Basis der KPIs die Datenanforderungen entlang der Wertschöpfungskette sowie -prozesse und Systeme definiert (Abb 1).

Abbildung: Beispiel Carbon Accounting

Aufbauend auf den definierten KPIs sowie den zugrundeliegenden Daten werden in weiterer Folge Analysen, integrierte Planung sowie Szenarioanalysen und Simulationen ausgeführt, die wiederum die Basis für die effektive Steuerung sind. Ein Beispiel für ein treiberorientiertes Steuerungsmodell, der Carbon Tree ist Abb 2 zu entnehmen. Hierbei werden die jeweiligen Einzelteile der KPI CO2-Emissionen, aufgeschlüsselt und in ihren Bestandteilen dargestellt, Szenarien simuliert und geplant.

Abbildung: Carbon Tree

Die Ergebnisse des Steuerungsmodells werden anschließend in einem ESG Dashboard für die Kommunikation, Steuerung und Entscheidungsunterstützung visualisiert. Um die Operationalisierung von ESG im Unternehmen sicherzustellen, muss der Steuerungsprozess in der Organisation entsprechend integriert und verankert werden.

Die technischen Komponenten

Für die Analyse und Steuerung von ESG-Aspekten wird eine zentrale Komponente, die die relevanten Daten

  • sammelt,
  • integriert,
  • standardisiert und
  • KPIs berechnet,

eingesetzt. Die Berechnung der KPIs erfolgt entlang der gewählten KPIs sowie fachlichen Standards (WEF, GHG, GRI etc).

Diese Komponente übernimmt die Funktionalitäten zur Anzeige und Analyse der standardisierten Datenbasis und erweitert diese um Planung sowie Abweichungen, je nach Integrationsgrad und -form in Echtzeit. In dieser Variante stellt diese Komponente (in Folge ESG Control Tower genannt) das Herzstück in der ESG-Systemlandschaft dar.

Integriert ist der ESG Control Tower in die Kernsystem-/ERP-Landschaft, da hier ein Großteil der relevanten Daten und Prozesse abgebildet ist. Bei einem hohen Integrations- und Automatisierungsgrad sind die Funktionalitäten des Kern-/ERP-Systems erweitert, wie etwa um das Management von Emissionsdaten. Damit können diese bereits in den Kernprozessen direkt berücksichtigt werden. Hinzu kommen weitere externe Datenquellen wie etwa Emissionsdatenbanken, die die Berechnung von KPIs anhand von Basisdaten ermöglichen.

Das Zusammenspiel der Komponenten

Der Control Tower ist das zentrale Reporting-/Steuerungstool für Nachhaltigskeits-/ESG-Belange mit dem Ziel, verwertbare Erkenntnisse aus zuverlässigen Nachhaltigkeitsdaten zu erhalten. Die Daten aus den Kern-/ERP-Systemen und externen Datenquellen werden darin gesammelt und über vorkonfigurierte Ableitungsregeln transformiert. So können die ausgewählten ESG-KPIs berechnet werden. Die Erfassung der Emissionen erfolgt im Kern-/ERP-System. Damit werden diese bereits im Einkauf in der richtigen Granularität berücksichtigt und stehen in weiterer Folge in der Produktion für die Kalkulation der Emissionen, wie etwa CO2 entlang der Wertschöpfungskette, zur Verfügung. Die Ergebnisse der Kalkulation stehen damit auch dem Control Tower zur Verfügung, der diese beispielsweise im Carbon Tree darstellen kann.

Beispiel für CO2-Emissionen: Werden Ist- und Budgetwerte erfasst, entsteht die Möglichkeit, die unternehmensweit definierten und zur Verfügung stehenden CO2-Emissionen zentral zu sammeln und in einem Planungs-/Budgetierungsprozess und damit in letzter Konsequenz einen effektiven Steuerungsprozess zu integrieren. Je nach technologischen Voraussetzungen geschieht das unternehmensweit in ­Echtzeit.

Neben der beispielhaft dargestellten Erfassung von CO2-Daten ist auch die Abbildung der KPIs der EU-Taxonomie pro Wirtschaftstätigkeit und Umweltziel möglich. Hier wird durch eine Voranalyse bestimmt, welche Wirtschafstätigkeiten eines Unternehmens für die EU-Taxonomie relevant sind und welche davon fähig („eligible“) bzw konform („aligned“) sind. Mithilfe des Tools erfolgt die Ausgabe der Informationen im geforderten Format gemäß EU-Taxonomie.

Fazit

Durch den Einsatz zur Verfügung stehender Technologien ist es bereits möglich, hochgradig integrierte und automatisierte ESG-Steuerungssysteme aufzubauen, um den Herausforderungen von heute und morgen auf Augenhöhe zu begegnen.