April 2021 | Lernen im Fokus

Alexandra, du bist bei KPMG im Human Resource Management im Bereich Recruiting und Employer Branding tätig. Zum Einstieg ins Thema: Was zählt für dich zu praktischer Erfahrung?

Praktische Erfahrung ist jegliche Arbeitserfahrung, die man in der Berufswelt sammeln kann. Das sind typische Student:innenjobs als auch einschlägige Arbeitserfahrungen zB durch Praktika. Erste Erfahrungen durch Ferial- und Berufspraktika sowie Teilzeitjobs sind wesentlich für den späteren Karriereeinstieg. 

Wie wichtig ist dir, dass Bewerber:innen bereits erste berufliche Erfahrungen gesammelt haben?

Für ein Praktikum? Erste Erfahrungen sind für eine Praktikumsstelle von Vorteil. Allerdings ist mir bewusst, dass sich vor allem Studierende für Praktika bewerben, die davor noch keine absolviert haben und eben diese Erfahrung erst machen möchten.

Für einen Einstiegsjob? Sehr wichtig, um eine konkrete Vorstellung vom gewünschten Berufsprofil zu haben und um in der Arbeitswelt leichter Fuß fassen zu können.

Teilzeitjob? Das ist ganz abhängig von der Stelle, aber Arbeitserfahrung ist immer ein Plus.

Alexandra Sirlinger - KPMG HR Management

Zählen hier nur fachrelevante Tätigkeiten?

Nein, viele Soft Skills werden auch durch nicht-fachrelevante Tätigkeiten entwickelt und gestärkt. Diese sind ebenso wichtig wie die fachlichen Kenntnisse. 

Gibt es so etwas wie zu viel Praxiserfahrung im falschen Bereich zB zu viele unterschiedliche Praktika oder Nebenjobs?

Grundsätzlich sind verschiedene Praktika oder Nebenjobs kein Nachteil, sondern ein Zeichen dafür, dass die Interessen sehr vielfältig ausgeprägt sind. Die Studierenden sollten auf jeden Fall die Möglichkeit nutzen, vieles zu sehen und auszuprobieren, um somit eine klarere Vorstellung vom späteren Berufsziel zu bekommen. Bewerber:innen, die sich sehr lange auf ein Gebiet konzentriert haben, rate ich bei einem Berufswechsel, die entsprechende Brücke zu schlagen. Das ist zB durch eine Spezialisierung im Studium, ein weiterführendes Masterstudium oder ein Praktikum möglich. 

Mindeststudienzeit, gute Noten, Auslandserfahrung – der Druck auf Studierende ist groß. Welche Rolle nimmt hier die Praxiserfahrung ein?

Selbstverständlich ist Praxis essenziell für viele Positionen und für viele Absolvent:innenjobs ein wichtiges Kriterium. Es zählt jedoch immer das Gesamtbild der Kandidat:innen – alle Faktoren werden berücksichtigt.

Ist ein „praxisblanker CV“ ein Ausschlusskriterium bei einer Bewerbung?

Praxis ist wichtig, allerdings kein Ausschlusskriterium, wenn sie nicht vorhanden ist. Der akademische Bezug sowie das Interesse für den Fachbereich sollten im Vordergrund stehen und sich im Motivationsschreiben nochmal herauskristallisieren. Deshalb erhalten bei KPMG viele „praxisblanke“ Bewerber:innen die Möglichkeit, ein Praktikum zu absolvieren und ihr Können unter Beweis zu stellen.